Ab|cha|si|en [ap'xa:… ]; -s:
autonome Republik innerhalb Georgiens.
Dazu:
Ab|cha|si|er, der; -s, -;
Ab|cha|si|e|rin, die; -, -nen;
ab|cha|sisch <Adj.>.
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Abchasi|en,
Abchasische Autonome Republik, Teilrepublik Georgiens an der Ostküste des Schwarzen Meeres, 8 600 km2, (1991) 534 000 Einwohner; Hauptstadt und wichtigster Hafen ist Suchumi. - Abchasien ist ein Hochgebirgsland auf der Südwestabdachung des Großen Kaukasus mit einem schmalen, sich nach Osten ausweitenden Küstenstreifen. Es herrscht ein feuchttropisches Klima, in den Bergen Hochgebirgsklima. Über die Hälfte der Fläche ist Wald bedeckt. Nach der Volkszählung von 1989 waren von den Bewohnern 46 % Georgier, 18 % Abchasen, 15 % Armenier und 14 % Russen. Im Verlauf des Bürgerkrieges floh 1993 ein Großteil der nichtabchasischen Bevölkerung, hauptsächlich Georgier. An der Küste Anbau von Tee, Tabak, Zitrusfrüchten, Wein, Obst und Gemüse (teilweise mit Bewässerung), auf den Gebirgsweiden Schaf- und Rinderzucht. Wichtigste Industriezweige sind die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die Holzindustrie; bei Tkwartscheli Steinkohlenbergbau, an der Küste und im Gebirgsvorland mehrere Kur- (zahlreiche Mineralquellen) und Badeorte (Pizunda, Gagra u. a.), heute teilweise zerstört. Durch den Bürgerkrieg wurde die Wirtschaft von Abchasien nachhaltig geschädigt.
Das schon in der Altsteinzeit besiedelte Gebiet von Abchasien gehörte nach griechisch-römische Quellen seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. zum Reich Kolchis. An der Küste entstanden im 6./5. Jahrhundert v. Chr. griechische Kolonien, darunter Dioskurias (Suchumi) und Pityus (Pizunda). Nach Eroberung durch die Truppen des Pompeius (64 v. Chr.) geriet Abchasien unter die Oberhoheit des Römischen Reiches, später unter byzantinischem Einfluss und wurde vom 4. bis 6. Jahrhundert christianisiert.
Ein Fürstentum »Abasgien« (seit dem 2. Jahrhundert) dehnte sich seit dem 4. Jahrhundert - zunächst als Bestandteil des Königreichs Lasika - über ganz Westgeorgien aus (für die Zeit vom 8. bis 10. Jahrhundert als »Königreich Abchasien« bezeichnet); politisch-kulturelles Zentrum war Kutaissi. Unter Bagrat III. (975-1014) wurde Abchasien Anfang des 11. Jahrhunderts in den Vereinigungsprozess georgischer Fürstentümer einbezogen. Vom 12. bis zum 15. Jahrhundert beherrschten Handelsniederlassungen Genuas wie das spätere Gagra, Suchumi und Pizunda die Küste Abchasiens. Im 16. Jahrhundert geriet Abchasien in die Abhängigkeit des Osmanischen Reiches, war aber seit dem 17. Jahrhundert wieder ein nominell autonomes Fürstentum; gegen den Islamisierungs- und Turkifizierungsdruck richteten sich im 18. Jahrhundert zahlreiche Aufstände der Abchasen (1725, 1728, 1733, 1771). 1810 wurde Abchasien russisches Protektorat. Nach der festen Eingliederung in das Zarenreich (1864) kam es 1866 zu einem Volksaufstand der Abchasen; danach (insbesondere 1866/67 und während des Russisch-Türkischen Krieges 1877-78) wurden circa 70 000 Abchasen ins Osmanische Reich umgesiedelt.
1918-21 war Abchasien Bestandteil der bürgerlichen Republik Georgien. Am 4. 3. 1921 wurde in Abchasien die Sowjetmacht errichtet und Ende März 1921 die Abchasische Sozialistische Sowjetrepublik proklamiert, deren Unabhängigkeit Georgien am 21. 5. 1921 anerkannte. Zehn Jahre waren die Georg. und die Abchasische Sozialistische Sowjetrepublik durch einen Vertrag (16. 12. 1921) miteinander verbunden; 1931 wurde Abchasien in die Abchasische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik innerhalb Georgiens umgewandelt. Die Ansiedlung Tausender Georgier, die Ersetzung der Nomenklatura durch Mingrelier und die Einführung des georgischen Alphabets in den 1940er Jahren verstärkten den Konflikt zwischen den zu einer Minderheit in ihrer Republik gewordenen Abchasen und den Georgiern, zwischen denen es im Juli 1989 zu blutigen Zusammenstößen kam.
Im Juli 1992 erklärte Abchasien unter seinem Parlamentspräsidenten W. G. Ardsinba einseitig seine Unabhängigkeit (Wiederinkraftsetzung der Verfassung von 1925). Der Einmarsch georgischer paramilitärischer Verbände im August 1992 (Besetzung Suchumis) löste blutige Kämpfe mit abchasischen Milizen aus; diesen gelang es mit der militärischen Unterstützung anderer kaukasischer Freischärler und zeitweiliger russischer Hilfe bis Ende September 1993 die georgischen Truppen wieder aus Abchasien zu verdrängen (am 27. 9. 1993 Rückeroberung Suchumis). Der Krieg forderte mehr als 8 000 Tote. Nach dem Sieg der Abchasen flüchteten etwa 250 000 Menschen (überwiegend Georgier) aus der Republik. Am 4. 4. 1994 unterzeichneten Abchasien und Georgien unter Vermittlung der UN und Russlands eine Vereinbarung zur Rückkehr der Flüchtlinge sowie eine Deklaration über einen Waffenstillstand. Am 14. 5. 1994 schlossen die beiden Konfliktparteien ein Abkommen über die Stationierung einer GUS-Friedenstruppe (rund 3 000 vorwiegend russische Soldaten) an der Grenze zwischen Abchasien und Georgien am Fluss Inguri. Im November 1994 verabschiedete das abchasische Parlament eine neue Verfassung (Definition Abchasiens als »souveräner Staat«). Im Mittelpunkt weiterer Verhandlungen (seit 1995) stand der künftige politische Status von Abchasien, das eine viel weiter gehende Autonomie als die von Georgien angebotene Föderation forderte.
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Ab|cha|si|en; -s: autonome Republik innerhalb Georgiens.
Universal-Lexikon. 2012.