Pạs|sau:
Stadt an der Mündung von Inn u. Ilz in die Donau.
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Pạssau,
1) kreisfreie Stadt und Sitz der Verwaltung des Landkreises Passau, Niederbayern, 290-320 m über dem Meeresspiegel, am hochwassergefährdeten Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz, 50 300 Einwohner; Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kulturmittelpunkt Ostbayerns; katholischer Bischofssitz; Universität (1978 eröffnet), Institut für Ostbaierische Heimatforschung, Oberhausmuseum (mit Böhmerwaldmuseum), Diözesan-, Glasmuseum, Museum für Moderne Kunst, Römisches Museum Boiotro; Zahnradfabrik, Druckereien, Brauereien, elektrotechnische, Bekleidungsindustrie, Orgelbau, Glockengießerei; Ausgangspunkt der Personenschifffahrt auf der Donau. - Festspiele »Europäische Wochen«.
Das Stadtbild wird (nach Brand 1662) wesentlich von Bauten des Barock geprägt. Beherrschend ist der Dom Sankt Stephan mit spätgotischem Chor (1407 begonnen); das Langhaus wurde nach dem Brand 1668-78 von C. Lurago errichtet, Stuckaturen und Seitenaltäre u. a. von G. B. Carlone, Kanzel 1722-26, größte Kirchenorgel der Welt (17./18. Jahrhundert, im 20. Jahrhundert erneuert und erweitert). Hinter dem Dom die Alte (1662-80) und Neue Bischofsresidenz (1771 vollendet. Mittelalterliche Kirchen sind Sankt Severin (im 5. Jahrhundert gegründet, flach gedecktes Langhaus 9. Jahrhundert, spätgotischer Chor 1476), die ehemalige Salvatorkirche (1479; an der Stelle der früheren Synagoge, ursprüngliche Wallfahrtskirche, heute Konzertsaal) und die doppeltürmige Heiligkreuzkirche der ehemaligen Benediktinerinnen-Reichsabtei Niedernburg, eine schlichte, barock überarbeitete ottonische Pfeilerbasilika (Anfang 11. Jahrhundert ff., auf Vorgängerbauten; spätgotischer Chor 1467). Barockkirchen sind Sankt Paul (1678), die ehemalige Augustinerchorherren-Stiftskirche Sankt Nikola (1070 gegründet; die gotische Hallenkirche von 1348 wurde ab 1712 nach Plänen von J. M. Prunner barockisiert), die Studienkirche Sankt Michael (ehemalige Jesuitenkirche; 1665 begonnen) und das ehemalige Jesuitenkolleg (17. Jahrhundert; heute Theologische Hochschule). Rathaus (13./14. Jahrhundert, Erneuerung 1662 ff.) mit neugotischem Turm (1888-93). Stadttheater, ehemaliges Fürstbischöfliches Opernhaus (1784), im Louis-seize-Stil. Die Stadt wird südlich des Inns von der frühbarocken Wallfahrtskirche Mariahilf (1624-27) überragt. Im Mündungswinkel zwischen Donau und Ilz die Veste Niederhaus (um 1250, 1435 zerstört, Wiederaufbau um 1444), darüber die Veste Oberhaus (1219 begonnen, im 14., 15. und 16./17. Jahrhundert ausgebaut). Fürstbischöfliches Sommerschloss Freudenhain (1785-92).
Auf der Landzunge zwischen Donau und Inn bestand im 1. Jahrhundert v. Chr. eine keltische Siedlung, deren Name Boiodorum auf das unter Domitian am rechten Innufer angelegte Kastell (später Boiotro) und die neben ihm entstandene Zivilsiedlung überging. Namengebend für die heutige Stadt wurde ein weiteres, Mitte des 2. Jahrhunderts für die 9. Bataverkohorte ebenda errichtetes und nach ihr Bạtavis benanntes Lager. Aus ihm und der zugehörigen Siedlung entwickelte sich die frühmittelalterliche Ortschaft, im 7. Jahrhundert Herzoghof der Agilolfinger, im 8. Jahrhundert karolingischer Königshof, als Bischofssitz 731/737 bezeugt. Kaiser Otto III. verlieh dem Bischof 999 Markt-, Zoll- und Bannrechte. 1193 gewann der Bischof durch Schenkung das in königlichen Besitz stehende Kloster Niedernburg. Wegen der verkehrsgünstigen Lage, u. a. für den Salzhandel zwischen Salzkammergut und Böhmen, betont durch den Bau von Inn- (1143) und Donaubrücke (1278), entwickelte sich zwischen Niedernburg und Domhügel eine Fernhändlersiedlung, die 1255 ein erstmals schriftlich fixiertes Stadtrecht erhielt; diese versuchte 1298 und 1367 in Aufständen vergebens, sich der fürstbischöflichen Herrschaft zu entledigen. Seit dem Spätmittelalter gehörten die außerhalb der Altstadt gelegenen Ortschaften Neumarkt westlich des Domhügels (1204 als Neuer Markt erstmals genannt), Innstadt am rechten Innufer, Anger (am linken Donauufer, 1258 erstmals erwähnt) sowie Ilzstadt am linken Ufer der Ilzmündung (im Mittelalter mit jüdischen Bevölkerungsanteilen; Ausgangsort des Handelswegs Goldener Steig nach Böhmen) zur Stadt Passau. Im Reichsdeputationshauptschluss kam sie 1803 an Bayern.
Weißes Gold. P. Vom Reichtum einer europ. Stadt, hg. v. H. W. Wurster u. a., Ausst.-Kat. Oberhausmuseum P. (1995).
2) Landkreis im Regierungsbezirk Niederbayern, 1 530 km2, 185 600 Einwohner, an der österreichischen Grenze, beiderseits der Donau. Nördlich des Flusses hat der Kreis Anteil am südlichen Bayerischen Wald (bis fast 1 000 m über dem Meeresspiegel), südlich der Donau am Niederbayer. Tertiärhügelland. Bedingt durch die Randlage ist die Wirtschaftsleistung schwach, die Arbeitslosigkeit hoch, die Industrieproduktion gering. Stadtrecht haben Vilshofen, Hauzenberg, Pocking und Griesbach i. Rottal.
3) Bistum und ehemalige Hochstift in Niederbayern. Das 739 von Bonifatius bestätigte Bistum, dessen erster Bischof Vivilo (wohl von Papst Gregor III. geweiht) bereits vorher in Passau amtierte, reichte von der Isar bis zur Enns. Nach dem Sieg Karls des Großen über die Awaren (804) wurde es bis zur Raab und 874 bis zur March erweitert. Bischof Pilgrim (971-991) versuchte unter Berufung auf Passauer Ansprüche auf die Rechtsnachfolge eines nach den Awareneinfällen untergegangenen angeblichen Erzbistums Lorch (heute zu Enns) vergeblich, Passau zur Metropole der Bistümer in Mähren und Ungarn zu machen (»Lorcher Fälschungen«). Bischof Wolfger (1191-1204) machte das Umland von Passau zum bischöflichen Territorium. 1217 wurde Bischof Ulrich II. (1215-21) mit der Landesherrschaft über den Ilzgau belehnt. Aus dem Territorium des Bistums Passau gingen die Bistümer Wien (1469), Linz (1785) und Sankt Pölten (1785) hervor. 1728 wurde Passau exemt. 1803 kam das Hochstift an Bayern. Aufgrund des bayerischen Konkordats (1817) und der Zirkumskriptionsbulle (1821) wurde die neue Diözese Passau als Suffraganbistum von München-Freising errichtet, unter Verlust der in Österreich gelegenen Teile und unter Einverleibung der salzburgischen Pfarreien in Bayern. - Bischof ist seit Dezember 2001 Wilhelm Schraml (* 1935). katholische Kirche (Übersicht)
L. Veit: P. Das Hochstift (1978).
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Pạs|sau: Stadt an der Mündung von Inn u. Ilz in die Donau.
Universal-Lexikon. 2012.