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Pflanzenzucht
Pflạn|zen|zucht, die:
Pflanzenzüchtung.

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Pflanzenzucht,
 
Pflanzenzüchtung, die Schaffung neuer Kulturpflanzensorten, die den besonderen Standortverhältnissen oder den veränderlichen Anbaumethoden und Ansprüchen des Menschen angepasst sind. Insbesondere ist Pflanzenzucht als angewandte Genetik die erbliche Veränderung von Kulturpflanzen, v. a. durch Neukombination von Erbmerkmalen und Auslösung von Mutationen.
 
Als wichtige Formen der Pflanzenzucht, die auch geschichtlich in dieser Reihenfolge entwickelt wurden, unterscheidet man Auslesezüchtung, Kombinationszüchtung und Mutationszüchtung. Zur Auslesezüchtung gehört als ältestes Verfahren die Massenauslese (heute praktisch nur noch zur Erhaltung von Reinheit und Leistung vorhandener Sorten; Erhaltungszüchtung), ferner die Gruppenauslese und die Nachkommenschaftsauslese (Stammbaumzüchtung). Die Kombinationszüchtung umfasst die verschiedenen Formen der Kreuzung, einschließlich reziproker Kreuzung und Konvergenzzüchtung.
 
Wichtige Ziele der Pflanzenzucht sind v. a. hohe Erträge landwirtschaftlicher Kulturen, schmackhafte Früchte (z. B. im Obstbau), Resistenz u. a. gegen Kälte, Trockenheit und bestimmte Krankheitserreger, neue form- und farbschöne Blüten (in der Blumengärtnerei) sowie zahlreiche Einzeleigenschaften (z. B. Frühreife, Vegetationszeitverkürzung, Kurzhalmigkeit und Standfestigkeit des Getreides, Fadenlosigkeit der Bohnen). Die Züchtung einer neuen Kulturpflanzensorte nimmt etwa 10-18 Jahre in Anspruch. Mit den Methoden der Gentechnologie werden einige Ziele wesentlich schneller erreicht.
 
Geschichte:
 
Bereits im Neolithikum begann mit dem Anbau von Kulturpflanzen eine Auslese der angebauten Pflanzenarten. In Antike und Mittelalter wurden Kulturpflanzen zu großer Vielfalt gezüchtet, v. a. Getreide-, Gemüse- und Obstsorten, seit Beginn der Neuzeit auch Blumensorten. Die gezielte Pflanzenzucht auf wissenschaftlicher Grundlage setzte erst um 1900 mit der »Wiederentdeckung« der mendelschen Regeln ein. Herman Nilsson-Ehle (* 1873, ✝ 1949) begründete die moderne Pflanzenveredelung und wurde wegweisend für die Weizenzüchtung. Wilhelm Johannsen (* 1857, ✝ 1927) entwickelte die wissenschaftlich-experimentelle Pflanzenzucht. Sie wurde v. a. durch die Mutationstheorie von H. de Vries, die Erforschung der Polyploidie und die Errichtung von Instituten für Pflanzenzucht (zuerst in Wien 1903) gefördert.
 
Literatur:
 
K. H. Simon: Nutzpflanzenzüchtung (1980);
 H. Kuckuck u. a.: Grundzüge der Pflanzenzüchtung (51985);
 P. Nevers: Gentechnik in der Pflanzenzüchtung (1992).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Gentechnik im Lebensmittelbereich
 
Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft
 

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Pflạn|zen|zucht, die: Pflanzenzüchtung.

Universal-Lexikon. 2012.