Bildungsgefälle,
statistisch festgestellter, an der Schulbildung gemessener Unterschied im Bildungsstand der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Vom Bildungsdefizit einer Gruppe spricht man, wenn diese in Bildungsinstitutionen prozentual weniger vertreten ist, als ihrem Bevölkerungsanteil nach zu erwarten wäre. Die Gründe sind nicht zuletzt wirtschaftlicher Art, auch vom Wohngebiet (Stadt/Land) abhängig, hinzu treten aber weitere Bildungsbarrieren: traditionelle Vorstellungen, was für eine bestimmte Gruppe an Schulbildung nötig sei, Rollenvorstellungen, Sprachbarrieren bei Kindern aus ausgesprochenen Unterschichtengruppen, auch konfessionelle Gründe. Mit dem Begriff des Bildungsgefälles ist der der Begabungsreserven verbunden. Unter dem Aspekt der Chancengleichheit wie unter dem Aspekt wirtschaftlicher und kultureller Konkurrenzfähigkeit wurden bereits in den 60er- und 70er-Jahren im früheren Bundesgebiet weit reichende bildungspolitische Maßnahmen in die Wege geleitet, um dem erwarteten »Bildungsnotstand« zu begegnen. (Bildung, Bildungspolitik, Chancengleichheit, Defizithypothese)
H. Meulemann: Bildung u. Lebensplanung. Die Sozialbeziehung zw. Elternhaus u. Schule (1985).
Universal-Lexikon. 2012.