Breitwandverfahren,
Breitbildverfahren, die Wiedergabe von Filmbildern mit einem Seitenverhältnis von mehr als 1 : 1,37 (altes Tonfilmformat) bis zu 1 : 2,55. Das horizontal erweiterte Gesichtsfeld entspricht dem beidäugigen Sehen besser.
Seit Bestehen der Kinematographie wurde versucht, den Betrachter durch Erweiterung des Bildfeldes unmittelbar in das Geschehen hineinzuversetzen. Bereits Raoul Grimoin-Sanson (* 1860, ✝ 1941) zeigte 1900 auf der Weltausstellung in Paris ein lebendes Rundbild (»Cinéorama«) von 100 m Umfang, erzeugt mit 10 im Kreis montierten Filmprojektoren. Im Gegensatz dazu stehen die Breitwandvorführungen mit mehreren nebeneinander liegenden gebogenen Bildwänden. Am 7. 4. 1927 war die erste öffentliche Vorführung (Film: »Napoléon Bonaparte« von A. Gance in der Opéra Paris) auf drei Bildwänden von je 3,8 × 15,3 m. Auf drei stark gekrümmte Bildwände projizierte Fred Waller seit 1951 und unterstützte die Raumillusion durch stereophonische Tonuntermalung (»Cinerama«, Film: »Südseezauber«, 1958, u. a.; mit verbesserter Technik »Cinemiracle«, Film: »Windjammer«, 1958). Ähnliche Verfahren mit nur zwei Wänden sind »Arc 120« und »Thrillerama«. Die Schwierigkeit, mehrere Bilder »nahtlos« aneinander zu reihen, führte zu Breitwandverfahren mit nur einem Filmband. So schlug Henry Jacques Chrétien (* 1879, ✝ 1956) schon 1927 vor, ein breites Bild optisch einseitig verzerrt (Anamorphot) auf einem normalen, 35 mm breiten Negativfilm aufzunehmen und für die Wiedergabe im Filmtheater eine Rückentzerrung vorzunehmen, wobei sich ein Seitenverhältnis von 1 : 2,55 erzielen ließ. Das Verfahren, 1937 als »Cinemascope« auf der Weltausstellung gezeigt, fand aber erst seit 1954 auf breiter Basis Eingang in die Filmtheater. Von »Cinemascope« ausgehend, wurde eine Reihe weiterer Verfahren entwickelt. Das »Cineavision«-Verfahren ermöglicht ohne seitliche Bildverluste anamorphotische Super-8-Kopien bei der Reduktionskopierung von originalen 35-mm-Filmen im Cinemascope-Verfahren. Verbesserte Verfahren durch Verwendung von horizontal laufendem Normalfilm oder von Breitfilm (50 oder 70 mm) anstelle von Normalfilm bei der Aufnahme sind »Vista Vision II«, »Cinemascope 55«, »MGM 55«, »MGM 70«, »Panvision 70«. Michael Todd (* 1907, ✝ 1958) benutzte bei dem nach ihm benannten »Todd-AO-Verfahren« einen 70 mm breiten Film und projizierte auf eine ebenfalls stark gekrümmte Bildwand mit Spezialoptiken ohne optischer Verzerrung (Film: »In achtzig Tagen um die Welt«, 1956). Breitwandverfahren, die während der Vorführung das Bildformat wechseln, sind z. B. »Perirama« und »Vario 70«.
M. Z. Wysotsky: Wide-screen cinema and stereophonic sound (a. d. Russ., London 1971);
H. J. Heuel: Die mag. Leinwand, in: Fernseh- u. Filmtechnikum, Jg. 27, H. 1-3 (1976).
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Breit|wand|ver|fah|ren, das: Filmvorführungsverfahren, bei dem das projizierte Bild wesentlich breiter ist als beim Normalverfahren.
Universal-Lexikon. 2012.