Charịsm
[x-], Chwarẹsm [x-], Chwarịsm [x-], Chorẹsm [x-], am Unterlauf des Amudarja (Oxus) gelegenes zentralasiatisches Reich, das von den nordiranischen Stämmen der Charismier (Chwaresmier, Choresmier) gebildet wurde und schon in der Antike eine bedeutende Rolle spielte. Die Fruchtbarkeit des Bodens erlaubte schon früh eine entwickelte Landwirtschaft sesshafter Ackerbauern. Zu den wichtigsten archäologischen Fundstätten zählen Toprak-kala und Koj-Krylgan-kala. Zur Zeit Alexanders des Großen (336-323 v. Chr.) machte sich das Reich unter lokalen Herrschern von Iran unabhängig. Seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. regierte die Afrighidendynastie. 712 wurde das Reich von den Arabern erobert, behielt jedoch seine relative Autonomie bis zur Eroberung durch die Ghasnawiden (1017) und die Seldschuken (1047); durch diese Eroberungen wurde Charism ethnisch und sprachlich turkisiert. Unter der vierten Dynastie der Charism-Schahs (1097-1231) entwickelte sich das Reich zum bedeutendsten Herrschaftsgebiet der ostislamischen Welt. Nach der Unterwerfung durch die Mongolen (1221) gehörte der Norden für 140 Jahre zum Reich der Goldenen Horde, während der Süden Teil des Khanats Dschagatai war. 1379 unterwarf Timur Charism; im 15. Jahrhundert wurde es abwechselnd von den Timuriden und den Khanen der Goldenen Horde beherrscht. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts gelangte es unter usbekischem Einfluss, wurde aber unter den Arabschahiden (1511 bis Ende des 17. Jahrhunderts) erneut unabhängig. Mit der Verlegung der Hauptstadt nach Chiwa (Beginn des 17. Jahrhunderts) erhielt Charism die Bezeichnung »Khanat von Chiwa (Khiwa)«.
S. P. Tolstov: Auf den Spuren der altchoresm. Kultur (a. d. Russ., 1953).
Universal-Lexikon. 2012.