Gesellschaftslied,
ein von A. H. Hoffmann von Fallersleben geprägter Begriff: Er bezeichnet im Unterschied zum Volkslied und Kunstlied das Lied einer besonderen Gesellschaftsschicht. Stände, Lebens- und Bildungskreise, religiöse Gemeinschaften, Studenten- und Bürgerkreise waren die Träger dieser Lieder, die der Geselligkeit dienten. In Deutschland reicht das Gesellschaftslied von den Liederhandschriften des 15. Jahrhunderts (z. B. Lochamer Liederbuch) bis zu den Sammlungen des 18. Jahrhunderts (V. Rathgebers »Augsburger Tafel-Confect«, 1733-46; Sperontes' »Singende Muse an der Pleiße«, 1736-45), von den Chorliedern H. L. Hasslers und J. H. Scheins bis zu den Arien H. Alberts und den Liedern M. Francks, von den Madrigalen und Kanzonetten bis zu den volkstümlichen Tanzliedern, den Trinkliedern und Quodlibets. Die Blütezeit des Gesellschaftslieds war die Zeit von etwa 1600 bis 1800. Im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert bildeten die Komponisten der Berliner Liederschule (J. A. P. Schulz, J. F. Reichardt, C. F. Zelter) und der Schweizer H. G. Nägeli das Gesellschaftslied zum volkstümlichen geselligen Lied um (Dichtungen von J. H. Voss, M. Claudius, L. Hölty, Goethe). In der Jugendbewegung erwachte erneut das Interesse am Gesellschaftslied und an seiner Nachahmung.
Das dt. G. in Österreich von 1480-1550, bearb. v. L. Nowak (Wien 1930);
M. Platel: Vom Volkslied zum G. (1939, Nachdr. Nendeln 1970).
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Universal-Lexikon. 2012.