Haitham,
Ạbu Ạli al-Ḥasan Ịbn al-Ḥasan Ịbn al-Haitham, lateinisch Alhazen, arabischer Physiker und Mathematiker, * Basra 965, ✝ Kairo um 1040. Über Haithams Leben gibt es verschiedene, teilweise widersprüchliche Schilderungen. Er soll dem Kalifen Hakim versprochen haben, den Nil zu begradigen, allerdings bald die Unmöglichkeit seines Vorhabens eingesehen haben. Später soll er als Abschreiber gearbeitet haben. Auf Haitham geht die systematische Verwendung der experimentellen Methode in der Physik zurück. Allerdings blieben seine Experimente auf das Qualitative beschränkt. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Optik. Er untersuchte u. a. Aufbau und Funktionsweise des Auges und die sphärische Aberration. Seine »große Optik« wurde Ende des 12. Jahrhunderts ins Lateinische übertragen (vermutlich durch Gerhard von Cremona) und blieb bis zu J. Kepler hin maßgebend. Haitham beschrieb als Erster das Prinzip der Camera obscura, das Aristoteles noch nicht vollständig erkannt hatte. In der Kosmologie stellte Haitham die einflussreiche Lehre auf, dass die Planetenbewegungen durch feste, undurchdringliche Äthersphären hervorgerufen würden. Die »alhazensche Aufgabe« (gegeben zwei Punkte, die einer reflektierenden Oberfläche gegenüberliegen; gesucht derjenige Punkt auf der Oberfläche, der Lichtstrahlen, die aus dem ersten Punkt kommen, in den zweiten reflektiert) beschäftigte die Mathematiker jahrhundertelang. Haitham rekonstruierte auch das verloren gegangene VIII. Buch der »Konika« des Apollonius von Perge.
Haitham verfasste insgesamt über 200 Werke. Neben den genannten Gebieten schrieb er auch über Logik, Ethik, Poetik, Musik und Theologie. Diese Schriften sind wie auch seine Kommentare zu Aristoteles und Galen verloren gegangen. Haitham gilt als der bedeutendste Universalgelehrte des Mittelalters.
M. Schramm: Ibn Al-Haythams Weg zur Physik (1963);
Universal-Lexikon. 2012.