Hạlligen
[nordfriesisch], Singular Hạllig die, -, die kleineren (ohne Winterdeich) Inseln im nordfriesischen Wattenmeer vor der Westküste Schleswig-Holsteins, zwischen der Halbinsel Eiderstedt im Süden und den Inseln Amrum und Föhr im Norden. Die zehn Halligen umfassen insgesamt 2 281 ha mit etwa 330 Einwohnern: Gröde-Appelland, Habel, Hamburger Hallig, Hooge, Norderoog, Nordmarsch-Langeneß, Nordstrandischmoor, Oland, Süderoog und Südfall. Bis auf Norderoog sind alle bewohnt. Die nur 1-2 m über dem mittleren Tidenhochwasserstand liegenden Halligen sind ebenso wie die heute eingedeichten Marschinseln (mit Winterdeich) Nordstrand und Pellworm Teil des Marschlandes, das im Zusammenhang mit dem nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg (Flandrische Transgression, Dünkirchener Transgression, unterbrochen durch die Regression im Subboreal) durch Schlickablagerung entstanden ist. Die von zahlreichen Wasserarmen, Seen und Mooren durchsetzten Flächen unterlagen infolge der Gezeitenströme des Meeres ständigen Veränderungen (Erhöhung durch Anlandung, Abtragung durch Brandung). Sie wurden im Wesentlichen erst in nachchristlicher Zeit besiedelt, seit Beginn des 2. Jahrtausends auch durch Deichbau, Wurtenbau und Entwässerung für die bäuerliche Nutzung erschlossen.
Diese Kulturlandschaft wurde aber bald darauf, nach dem Hochmittelalter, durch mehrere verheerende Sturmfluten (v. a. 1362 und 1634) weitgehend vernichtet, zum Teil anthropogen bedingt (Torfabbau zur Salzgewinnung, Sackung durch Entwässerung, Deichbau). Im Zusammenspiel von Anlandung und Abtragung entstanden jetzt die heutigen Halligen. Die natürliche Verlagerung der Inselflächen von Westen nach Osten wurde erst durch die moderne Befestigung der Inselkanten beendet. Der staatliche Küstenschutz (seit Ende des 19. Jahrhunderts, seit 1961 im Rahmen des »Programms Nord«) dient dem gesamten nordfriesischen Küstenraum. Die größeren Halligen wurden durch Sommerdeiche eingefasst, einige durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Wohn- und Wirtschaftsgebäude stehen auf 4-5 m hohen künstlichen Erdhügeln (Warften, Wurt), die auch bei Sturmflut nicht überschwemmt werden (seit 1961 Einbau von sturmflutsicheren Schutzräumen). Die Halligen werden durch Wasser- und Stromleitungen vom Festland versorgt. Die salzhaltigen Böden erlauben keinen Anbau (nur Gartenbeete auf den Wurten), sondern nur Weidewirtschaft (Milchviehzucht und Gräsung von fremdem Vieh, dem »Pensionsvieh«, vom Festland und Pellworm). Wichtig sind heute der Fremdenverkehr und die Beschäftigung im staatlichen Küstenschutz. Fischfang spielte immer nur eine geringe Rolle. Von etwa 1630 bis 1770 beteiligten sich viele Bewohner am niederländischen Walfang, dann bis Anfang des 19. Jahrhunderts an der niederländischen Handelsschifffahrt. - Die Hamburger Hallig, Norderoog und Südfall sind Naturschutzgebiete. Alle Halligen sind Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
A. Bantelmann: Die Landschaftsentwicklung an der schleswig-holstein. Westküste, dargestellt am Beispiel Nordfriesland (1967);
M. Petersen: Die H. (1981);
G. Riecken: Die H. im Wandel (21985);
E. Wohlenberg: Die H. Nordfrieslands (51985).
Weitere Literatur: Friesische Inseln.
Universal-Lexikon. 2012.