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Hrabanus Maurus
Hrabanus Maurus
 
[althochdeutsch hraban »Rabe«; seinen Beinamen »Maurus« erhielt er von Alkuin nach dem Lieblingsschüler des Benedikt von Nursia], Rhabanus Maurus, mittellateinischer Schriftsteller, Universalgelehrter, * Mainz um 783, ✝ ebenda 4. 2. 856; einer vornehmen Familie entstammend, kam er etwa achtjährig ins Kloster Fulda. Nach dem Studium bei Alkuin in Tours und am Kaiserhof zu Aachen wurde er Lehrer und Leiter der Fuldaer Klosterschule, schließlich 822 Abteilungen Als Anhänger Kaiser Lothars I. demissionierte er 842 und zog sich auf den Petersberg bei Fulda zurück. 847 wurde er nach der Aussöhnung mit Ludwig dem Deutschen Erzbischof von Mainz.
 
Hrabanus war einer der vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Unter seiner Leitung wurde die Fuldaer Schule zur damals führenden in Deutschland. In seinen Schriften trug er den Wissensstoff aus den Werken antiker Schriftsteller, der Kirchenväter und des frühen Mittelalters zusammen und schuf damit Grundlagen für den Unterricht in den Kloster-, Dom- und Stiftsschulen sowie für andere theologische und enzyklopädische Schriften. Hrabanus verfasste viele Lehr- und Schulbücher, kanonistische, homiletische und dogmatische Schriften (u. a. in Gegnerschaft zur Prädestinationslehre seines ehemaligen Schülers Gottschalk von Orbais), umfangreiche Bibelkommentare und das weit verbreitete Handbuch »De institutione clericorum«. Sein umfangreichstes Werk sind die für Heimo von Halberstadt (✝ 853) verfassten 22 Bände »De rerum naturis« (unrichtig oft »De universo« genannt), eine theologisch ausgerichtete Enzyklopädie des Wissens. Die Echtheit der ihm zugeschriebenen Hymnen ist umstritten; vielleicht ist der Pfingsthymnus »Veni creator spiritus« sein Werk. Formal anspruchsvoll ist Hrabanus' (28 Figurengedichte umfassender) Zyklus »De laudibus sanctae crucis«, dem eine erläuternde Prosaparaphrase an die Seite gestellt ist. Hrabanus förderte auch die deutschsprachige Literatur, wie die während seiner Abtszeit entstandene Fuldaer Übersetzung der lateinischen Evangelienharmonie Tatians bezeugt. - Die ihm im 19. Jahrhundert zugemessene Bedeutung als »Praeceptor Germaniae« (»Lehrer Deutschlands«) wird heute kritischer gesehen.
 
Ausgabe: Opera omnia, herausgegeben von J. P. Migne, 6 Bände (1851-52).
 
Literatur:
 
M. Rissel: Rezeption antiker u. patrist. Wiss. bei H. M. (Bern 1976);
 
H. M. u. seine Schule, hg. v. W. Boehne (1980);
 
H. M., Lehrer, Abt u. Bischof, hg. v. R. Kottje u. a. (1982);
 M. Petrocchi: Il simbolismo delle piante in Rabano Mauro. .. (Rom 1982);
 R. Kottje in: Die dt. Lit. des MA. Verfasserlex., Bd. 4 (21983);
 H. Spelsberg: H. M., Bibliogr. (1984).
 

Universal-Lexikon. 2012.