Komprimierungsprogramm
(Packer), Programm, mit dessen Hilfe Dateien i. d. R. verlustfrei komprimiert und dekomprimiert werden können (Komprimierung). Während früher kommandoorientierte Komprimierungsprogramme wie PKZIP oder ARJ vorherrschten, haben diese heute meist Fensteroberflächen mit Menü- und Maussteuerung. Eine Unterscheidung nach dem Komprimierungsverfahren bzw. -format ist nur noch bedingt möglich, da heute gängige Programme wie Winzip (Windows) fast alle Komprimierungsformate lesen und schreiben können. Eine mit Winzip vergleichbare Rolle spielt in der Macintosh-Welt das Programm StuffIt, in der Unix-/Linux-Welt das Programm gzip.
Beim Packen einer Datei erzeugt ein Komprimierungsprogramm eine neue Datei, in welcher die zusammengefassten Informationen der Ausgangsdatei aufbewahrt werden, meist nennt man sie Archiv. Ein Archiv kann auch den gepackten Inhalt mehrerer Dateien sowie deren relative oder absolute Pfadangabe enthalten. Es ist daher möglich, den gesamten Inhalt einer Festplatte zu Sicherungszwecken in ein Archiv zu schreiben. Beim Entpacken dieses Archivs auf eine leere Festplatte werden dann alle Dateien sowie die gesamte Verzeichnisstruktur der ersten Platte originalgetreu angelegt.
Fortgeschrittene Komprimierungsprogramme erlauben die Einstellung weiterer Optionen, z. B. ob die Kompressionsrate oder die Dauer der Komprimierung optimiert werden sollen. Auch lassen sich Inhaltsverzeichnisse von Archiven einsehen, ohne dass diese dafür bereits entpackt werden müssten. Man kann dadurch einzelne Files eines Archivs extrahieren, ohne das gesamte, oft sehr große Archiv entpacken zu müssen. Auch automatische oder halbautomatische Backup Features werden angeboten. Vor dem Aufkommen von CD-Brennern war eine Programmoption sehr wichtig, mit der große Archive in mehrere Dateien aufgeteilt werden konnten, die gerade so groß wie der Speicherplatz einer 1,4-MByte-Diskette waren (Dateisplitter).
Für die Verbreitung von Archiven, vor allem im Internet, haben sich sog. Self Extractor Utilitys als nützlich erwiesen: Diese erzeugen anstelle eines gewöhnlichen Archivs eine ausführbare Datei mit der Erweiterung. exe (bei StuffIt für Macintosh. sea). Diese enthält neben den komprimierten Daten den Maschinencode für das Entpacken, sodass eine solche Datei vom Empfänger auch dann geöffnet werden kann, wenn er selbst über kein bzw. kein geeignetes Entpackprogramm verfügt. Da man mit einer selbstextrahierenden Datei keine anderen Archive öffnen und auch keine neuen erstellen kann, ist eine unzulässige Verbreitung des Komprimierungsprogramms ausgeschlossen. Außer den hier beschriebenen selbstextrahierenden Archiven, die sich bei Aufruf automatisch auf die Festplatte des Empfängers schreiben, gibt es auch noch eine Klasse von Exe-Archiven, die sich direkt in den Arbeitsspeicher laden, was aber nur sinnvoll ist, wenn es sich bei den komprimierten Dateien im Archiv um die Dateien eines Anwendungsprogramms handelt.
Ein gewisser Umstand beim Arbeiten mit komprimierten Dateien besteht darin, dass man im Prinzip immer erst entpacken muss, bevor man mit den archivierten Daten arbeiten kann. Daher eignen sich Komprimierungsprogramme neben der Datenfernübertragung vor allem für die Sicherung selten benötigter Files. Um dennoch auch den von aktuell bearbeiteten Dateien eingenommenen Plattenplatz effektiver nutzen zu können, wurden Programme wie DoubleSpace (DOS) und DriveSpace (Windows) entwickelt. Diese komprimieren den Inhalt einer Festplatte so, dass der Nutzer das Gefühl behält, auf einer unkomprimierten Platte zu arbeiten, obwohl er tatsächlich auf die Archivdatei des Platteninhalts zugreift. Anfang der 1990er-Jahre wurden solche Programme zur Minimierung des Festplattenplatzes sehr häufig benutzt. Da aber die Festplattenkapazitäten seitdem noch schneller gewachsen sind als der Speicherbedarf vieler Anwenderdokumente, hat der Druck, auf einer »komprimierten Festplatte« arbeiten zu müssen, deutlich nachgelassen.
TIPP:
Unter Windows Me erübrigt sich oft ein spezielles Komprimierungsprogramm. Dateien lassen sich hier mit Windows-Mitteln komprimieren (ZIP-Format), und zwar nach einem rechten Mausklick auf die Datei. Anschließend wählt man im Kontextmenü »Senden an« sowie »Komprimierte Ordner«.
Universal-Lexikon. 2012.