Akademik

Pragmatik
Sachbezogenheit; Pragmatismus

* * *

Prag|ma|tik 〈f. 20
1. 〈geh.〉 Orientierung auf den praktischen Nutzen, auf die praktische Umsetzung
2. 〈Sprachw.〉 derjenige Aspekt der Semiotik, der die Beziehungen zw. den Zeichen u. den Menschen, die die Zeichen vereinbaren u. anwenden, betrifft
3. 〈österr.〉 Ordnung des Staatsdienstes
[<grch. pragmatike (techne) „Kunst, richtig zu handeln“]

* * *

Prag|ma|tik [österr. auch: …'mat…], die; -, -en [griech. pragmatike̅̓ (téchnē) = Kunst, richtig zu handeln, zu: pragmatikós, pragmatisch]:
1. <o. Pl.> (bildungsspr.) Orientierung auf das Nützliche; Sinn für Tatsachen; Sachbezogenheit.
2. (österr. Amtsspr.) Dienstordnung, Ordnung des Staatsdienstes; fest gefügte Laufbahn des Beamten.
3. <o. Pl.> (Sprachwiss.) linguistische Disziplin, die die Beziehung zwischen sprachlichen Zeichen u. den Benutzern sprachlicher Zeichen untersucht; Lehre vom sprachlichen Handeln.

* * *

Pragmatik
 
[pragmatike̅́ (téchnē) »Kunst, richtig zu handeln«] die, -/-en,  
 1) ohne Plural, allgemein: Orientierung auf das Nützliche, Sinn für Tatsachen, Sachbezogenheit.
 
 2) Philosophie und Sprachwissenschaft: die Lehre vom sprachlichen Handeln. Als Teilgebiet der Sprachwissenschaft (linguistische Pragmatik, Pragmalinguistik) ist die Pragmatik eine relativ junge Disziplin, deren Anfänge in die späten 1960er-Jahren zurückgehen; ihre theoretische Basis liegt in der Semiotik und in der sprachanalytischen Philosophie. - Die Zeichentheorie von C. W. Morris mit den Teildisziplinen Syntax, Semantik und Pragmatik fasst, wie der gesamte linguistische Strukturalismus, die Sprache als autonomes Zeichensystem auf, das man unabhängig vom Sprachgebrauch beschreiben kann. Während die Syntax die formale Relation der Zeichen zueinander und die Semantik die Beziehung zwischen den Zeichen und den Gegenständen, auf die sie anwendbar sind, untersucht, behandelt die Pragmatik die Beziehung zwischen Zeichen und Zeichenbenutzern. Sie untersucht, was psychologisch und soziologisch beim Auftreten von Zeichen geschieht, v. a. welche Interessen man mit dem Zeichengebrauch verfolgt und welche Wirkungen man erzielt. Nachdem man zunächst den einzelnen Sprechakt analysiert und v. a. Regeln für illokutive Akte formuliert hat, die die kommunikative Funktion einer Äußerung (Behauptung, Bitte, Versprechen u. a.) festlegen, setzt sich die Pragmatik neuerdings das Ziel, die gesamte Grammatik als System von Regeln für den Gebrauch von sprachlichen Ausdrücken in sozialen Interaktionen zu beschreiben. Im Unterschied zu N. Chomsky haben seine Schüler pragmatische Aspekte der Satzbildung in die Grammatik aufgenommen, z. B. die Sprechsituation bei deiktischen Ausdrücken wie »ich«, »hier«, »jetzt« und die vom Sprecher und vom Hörer gesetzten Präsuppositionen (Voraussetzungen), deren Kenntnis für das Verstehen von Äußerungen notwendig ist. - Die sprachanalytische Richtung der Pragmatik, die auf L. Wittgensteins »Philosophische Untersuchungen« (herausgegeben 1953) und die Sprechakttheorie von J. L. Austin und J. R. Searle zurückgeht, fasst Sprache als »regelgeleitetes Verhalten« auf und beschreibt sie im Rahmen des übrigen sozialen Handelns des Menschen. Die Pragmatik ist somit Teil einer allgemeinen Handlungstheorie.
 
Einer mehr empirisch-beschreibend orientierten Pragmatik stellt K.-O. Apel seine transzendentale Sprachpragmatik und J. Habermas seinen Entwurf einer Universalpragmatik entgegen, worin die allen sprachlichen Äußerungen zugrunde liegenden Bedingungen der Möglichkeit intersubjektiver Verständigung rekonstruiert werden sollen.
 
Literatur:
 
U. Maas u. D. Wunderlich: P. u. sprachl. Handeln (31974);
 
P., hg. v. Siegfried J. Schmidt, 2 Bde. (1974-76, teilw. engl.);
 H. Henne: Sprach-P. (1975);
 J. L. Austin: Zur Theorie der Sprechakte (a. d. Engl., 91979, Nachdr. 1994);
 B. Schlieben-Lange: Linguist. P. (21979);
 
P. Hb. pragmat. Denkens, hg. v. H. Stachowiak, 5 Bde. (1986-95);
 B. Strecker: Strategien des kommunikativen Handelns (1987);
 C. W. Morris: Grundl. der Zeichentheorie (a. d. Amerikan., Neuausg. 1988);
 
Pragmatics, hg. v. S. Davis (New York 1991);
 J. L. Mey: Pragmatics (Oxford 1993, Nachdr. 1996);
 S. C. Levinson: P. (a. d. Engl., 21994);
 J. R. Searle: Sprechakte. Ein sprachphilosoph. Essay (a. d. Engl., Neuausg. 61994);
 G. N. Leech: Principles of pragmatics (Neudr. London 1995);
 D. Sperber u. D. Wilson: Relevance (Oxford 21995, Nachdr. 1996);
 G. M. Green: Pragmatics and natural language understanding (Hillsdale, N. J., 21996);
 J. Thomas: Meaning in interaction (Neudr. London 1996).
 
Zeitschrift: Journal of Pragmatics (Amsterdam 1977 ff.).
 
 3) Recht: Dienstpragmatik, das kodifizierte Dienstrecht der österreichischen (Bundes-)Beamten von 1914, durch das Beamten-Dienstrechtsgesetz (1979) abgelöst.
 

* * *

Prag|ma|tik, die; -, -en [griech. pragmatike̅́ (téchnē) = Kunst, richtig zu handeln, zu: pragmatikós, ↑pragmatisch]: 1. <o. Pl.> (bildungsspr.) Orientierung auf das Nützliche; Sinn für Tatsachen; Sachbezogenheit. 2. (österr. Amtsspr.) Dienstordnung, Ordnung des Staatsdienstes; festgefügte Laufbahn des Beamten. 3. <o. Pl.> (Sprachw.) linguistische Disziplin, die das Sprachverhalten, das Verhältnis zwischen sprachlichen Zeichen u. den Benutzern von Zeichen untersucht; Lehre vom sprachlichen Handeln.

Universal-Lexikon. 2012.