Marọkkokrisen,
Bezeichnung zweier internationalen Krisen um Marokko, jeweils ausgelöst durch das Bestreben des Deutschen Reichs und Frankreichs, den eigenen Einfluss in Marokko zu verstärken.
Der Versuch der deutschen Regierung, mit dem Besuch von Kaiser Wilhelm II. beim Sultan von Tanger 1905 die seit 1904 verstärkt einsetzende französische Expansion in Marokko zu verhindern und ein deutsches Mitspracherecht in den dieses Land betreffenden Fragen zu sichern, führte zur 1. Marokkokrise. Mit der Algeciras-Konferenz 1906 wurde die Krise beigelegt.
Als Frankreich nach deutscher Auffassung gegen den 1909 geschlossenen, die deutschen Handelsinteressen regelnden Marokkovertrag wirtschaftliche Sanktionen gegen das Land verhängte und zudem Rabat und Fès besetzte, löste die symbolische Zurschaustellung militärischer Macht seitens der deutschen Regierung durch die Entsendung des Kanonenboots »Panther« nach Agadir (»Panthersprung nach Agadir«) 1911 die 2. Marokkokrise aus. Das Deutsche Reich konnte im folgenden Marokko-Kongo-Vertrag (4. 11. 1911 unter Anerkennung der französischen Schutzherrschaft über Marokko zwar Kompensationen für die französische Besetzung dieses Landes erlangen (Vergrößerung Kameruns), geriet auf diplomatischer Ebene jedoch zusehends in Isolation.
H. Raulff: Zw. Machtpolitik u. Imperialismus. Die dt. Frankreichpolitik 1904-06 (1976);
E. Oncken: Panthersprung nach Agadir (1981);
G. Barraclough: From Agadir to Armageddon (London 1982).
Universal-Lexikon. 2012.