Pạppenheim,
Stadt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken, Bayern, 410 m über dem Meeresspiegel, in einer Schlinge der Altmühl, 4 500 Einwohner; Burgmuseum; Baustoffindustrie, Kunststoffspritzwerk, Maschinenbau.
Altes Schloss (1593) und klassizistisches Neues Schloss (1819/20, nach Plänen von L. von Klenze) der Grafen von Pappenheim; von deren Stammburg (12.-16. Jahrhundert) sind der romanische Bergfried und Mauerteile u. a. des Palas (13. Jahrhundert) erhalten. Die Galluskirche ist eine flach gedeckte Basilika (9.-15. Jahrhundert) mit spätgotischer Einrichtung. In der spätgotischen Pfarrkirche (1476 vollendet) und der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche Heiliger Geist (um 1493) Grabdenkmäler der Grafen von Pappenheim (15.-18. Jahrhundert).
Pappenheim, im 12. Jahrhundert entstanden, Stammsitz des gleichnamigen Geschlechts, wurde 1288 Stadt.
Pạppenheim,
Reichsministerialengeschlecht, mit Stammsitz in Pappenheim, das seit dem 11. Jahrhundert an Bedeutung gewann. Als Marschall Kaiser Friedrichs I. wurde 1141 Heinricus de Pappenheim erwähnt. 1193 wurde das Marschallamt in der Familie erblich. Seit 1356 übte sie dieses Amt bei der Königskrönung für den Kurfürsten von Sachsen als Reichserzmarschall aus. 1628 wurde Gottfried Heinrich zu Pappenheim für seine Person in den Reichsgrafenstand erhoben, der 1740 auf das gesamte reichsritterschaftliche Geschlecht ausgedehnt wurde. Die reichsunmittelbare Grafschaft Pappenheim wurde 1806 mediatisiert und bayerischer Staatshoheit unterstellt.
Pạppenheim,
1) Bertha, Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin, * Wien 27. 2. 1859, ✝ Neu-Isenburg 28. 5. 1936; entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie; lebte seit 1889 in Frankfurt am Main; vertrat die Ziele der deutschen Frauenbewegung innerhalb jüdischer Institutionen und gründete 1904 den »Jüdischen Frauenbund«. Von ihren zahlreichen Schriften erlangte besonders »Sisyphus-Arbeit« (1930) weite Verbreitung, ein auf der Grundlage eigener Studienreisen verfasster Bericht über Prostitution und Mädchenhandel in Osteuropa und im Vorderen Orient.
2) Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim, Reitergeneral und kaiserlicher Feldmarschall (seit 1630) des Dreißigjährigen Krieges, * Treuchtlingen 29. 5. 1594, ✝ Leipzig 17. 11. 1632. Er kämpfte 1620 am Weißen Berg, 1623-25 in der Lombardei, warf 1626 den oberösterreichischen Bauernaufstand nieder, half J. T. von Tilly im Niedersächsisch-Dänischen Krieg und hatte 1631 Anteil an der Erstürmung Magdeburgs ebenso wie an Tillys Niederlage bei Breitenfeld. 1632 unterstützte er A. W. E. von Wallenstein bei der Eroberung Leipzigs; bei Lützen (16. 11. 1632 wurde Pappenheim tödlich verwundet. Er und die von ihm geführten Pappenheimer Kürassiere waren als Draufgänger gefürchtet, aber auch als ritterliche Gegner geachtet. Auf ihre Tollkühnheit geht die Redensart »seine Pappenheimer (er)kennen« zurück.
Universal-Lexikon. 2012.