Saragọssa,
spanisch Zaragoza [θara'ɣoθa],
1) Hauptstadt der Provinz Saragossa, Spanien, 200 m über dem Meeresspiegel, wirtschaftliches, kulturelles und politisches Zentrum von Aragonien, in der Mitte des Ebrobeckens, am Ebro, 603 400 Einwohner; Garnisonstadt; katholischer Metropolitanerzbischofssitz; Universität (gegründet 1542); Messepalast (Nationale Mustermesse im Oktober); Theater; Spielcasino; Maschinenbau, Kraftfahrzeug-, Metall-, Textil-, Nahrungsmittel- (u. a. drei Zuckerraffinerien), chemisch-pharmazeutische und Elektroindustrie, Waggonbau sowie Verlags- und Druckereiwesen. Saragossa ist bedeutendes Landwirtschaftszentrum und umgeben von einer Vega (bewässert vom Canal Imperial de Aragón und den Flüssen Ebro, Huerva und Gállego); Fremdenverkehr; Verkehrsknotenpunkt an der Autobahn Barcelona-Bilbao; internationaler Flughafen 10 km westlich.
Aus römischer Zeit sind Reste der Stadtmauern (2. Jahrhundert n. Chr.) erhalten. Von der Pracht des ehemaligen Kalifenpalastes (»Aljafería«) aus maurischer Zeit (1047-81) zeugen die Gebetsnische (Mihrab) der Moschee mit hufeisenförmigem Portal; der Thronsaal mit prächtiger Artesonadodecke (1492) wurde unter den Königen von Aragonien errichtet. In der Nähe des Ebroufers liegen die beiden wichtigsten Kirchen: die gotische Seo (Kathedrale, 1316-1520 an der Stelle der maurischen Hauptmoschee und einer romanischen Vorläuferkirche errichtet, Glockenturm 1686, Hauptportal 1795) mit nordöstlicher Backsteinwand (mit Azulejos) im Mudéjarstil sowie die Wallfahrtskirche Nuestra Señora del Pilar (1681 von F. Herrera dem Jüngeren begonnen, 1753 von V. Rodríguez Tizón vollendet, im 19. und 20. Jahrhundert ausgebaut) mit platereskem Hauptretabel von D. Forment (1509-12), Kuppelfresken des 18. Jahrhunderts von Antonio González Velázquez (* 1729, ✝ 1793), F. de Goya und F. Bayeu y Subías sowie Diözesanmuseum (u. a. Tapisserien des 14.-16. Jahrhunderts). Zwischen beiden Kirchen die Börse (Lonja) von 1541-51; Palacio de Lara (16. Jahrhundert); siebenbogige Ebrobrücke Puente de Piedra (15. Jahrhundert), Provinzialmuseum mit archäologischer (u. a. römisches Orpheusmosaik) und Gemäldesammlung (Werke von Goya u. a.).
Saragossa, ursprünglich das iberische Salduba, wurde unter Augustus als Caesar|augụsta römische Veteranenkolonie; wohl um 250 Bischofssitz, 380 Konzilsort. Die Stadt wurde 409 von den Wandalen, 452 von den Sweben, 476 von den Westgoten und 712 von den Arabern erobert. Das arabische Medina Sarakọsta blühte durch Anlage der Vega und vielseitiges Kunstgewerbe (Teppiche, Seidengewerbe) auf und erhielt viele prunkvolle Bauten; 1039-1110 war es Hauptstadt einer Taifa. 1118 von Alfons I. zurückerobert, war Saragossa bis zur Verlegung des Hofes nach Kastilien (1479) Hauptstadt Aragoniens. 1318 wurde es Erzbischofssitz. Im 16. Jahrhundert blühte Saragossa durch die Gründung der Universität (1542, aus Kunstakademie von 1474 entstanden) und seine Seidenerzeugnisse erneut auf. 1808-09 wurde es nach verlustreichem Widerstand von den Franzosen erobert; 1838 wurden die eingedrungenen Karlisten vertrieben.
Am 22. 4. 1529 wurde zwischen Kaiser Karl V. und Johann III. von Portugal der Vertrag von Saragossa geschlossen (Entdeckungsgeschichte).
2) Provinz in Spanien, in Aragonien, 17 194 km2, 841 400 Einwohner; erstreckt sich dreiecksförmig beiderseits des Ebro im mittleren und oberen Ebrobecken, reicht im Norden in die mittleren Pyrenäen, im Südwesten ins Iberische Randgebirge, im Osten an das Katalanische Küstengebirge. Der Ebro und seine Zuflüsse haben sich in der Beckenzone tief in die Tertiärsedimente und gefalteten mesozoischen Gesteine eingeschnitten und sind von breiten, fruchtbaren Schotterterrassen begleitet; der Bewässerungsfeldbau umfasst rd. 30 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (Obst, Tabak, Gemüse, Zuckerrüben, Baumwolle) und wird weiter ausgebaut; zahlreiche Stauseen (Wassersport) mit Kraftwerken. Im Trockenfeldbau werden Weizen, Gerste, Frühkartoffeln, Wein, Oliven angebaut; in randlichen Hochlagen transhumante Schafhaltung (Wollgewinnung) sowie Rinder- und Schweinehaltung. Die Industrie ist vorwiegend auf Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte ausgerichtet (z. B. Zuckerraffinerien); dominantes Zentrum ist die Hauptstadt Saragossa.
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Sa|ra|gọs|sa: Stadt in Spanien.
Universal-Lexikon. 2012.