Saussure
[so'syːr],
1) Horace Bénédict de, schweizerischer Naturforscher, * Conches (heute zu Genf) 17. 2. 1740, ✝ Genf 22. 1. 1799, Vater von 3), Urgroßvater von 2); ab 1772 Professor in Genf; Erfinder meteorologischer Messinstrumente (Haarhygrometer u. a.), erforschte besonders die geologischen, klimatologischen und pflanzengeographischen Verhältnisse der Alpen; ihm gelang 1787 die zweite Besteigung des Montblanc, dessen Höhe er barometrisch feststellte und den er als höchsten Berg Europas bestimmte.
Werk: Voyages dans les Alpes, précédés d'un essai sur l'histoire naturelle des environs de Genève, 4 Bände (1779-96; deutsch Reisen durch die Alpen).
D. W. Freshfield: The life of H. B. de S. (London 1920).
2) Mongin Ferdinand de, schweizerischer Sprachwissenschaftler, * Genf 26. 11. 1857, ✝ Vufflens-le-Château (Kanton Waadt) 22. 2. 1913, Urenkel von 1); ab 1891 Professor in Genf. Sein Werk »Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes« (1879) wurde grundlegend für die Lehre vom indogermanischen Ablaut. Sein »Cours de linguistique générale« (herausgegeben 1916; deutsch »Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft«) leitete eine neue Epoche der Sprachwissenschaft ein, die von dem Gedanken eines systematischen Zusammenhangs zwischen allen Erscheinungen der (als Sonderform allgemeinerer Zeichensysteme verstandenen) Sprache bestimmt war, und beeinflusste den sprachwissenschaftlichen Strukturalismus. Methodisch forderte er die strikte Trennung der Analyse der Sprechakte (Parole) von der des Sprachsystems (Langue) sowie der Sprachbeschreibung (Synchronie) von der Sprachgeschichte (Diachronie). Bedeutsam wurde ferner seine Konzeption von der Arbitrarität des sprachlichen Zeichens als beliebiger (arbiträrer) Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat sowie die Unterscheidung syntagmatischer (Syntagma) und paradigmatischer (Paradigma) Beziehungen zwischen sprachlichen Elementen.
E. F. K. Koerner: F. de S. Origin and development of his linguistic thought in Western studies of language (Braunschweig 1973);
J. Culler: F. de S. (Neuausg. Ithaca, N. Y., 1991).
3) Nicolas Théodore de, schweizerischer Pflanzenphysiologe, * Genf 4. 10. 1767, ✝ ebenda 18. 4. 1845, Sohn von 1); ab 1802 Professor für Mineralogie und Geologie in Genf; durch sein Werk »Recherches chimiques sur la végétation« (1804; deutsch »Chemische Untersuchung über die Vegetation«) einer der Begründer der Pflanzenphysiologie; erforschte v. a. die Ernährung der Pflanzen.
Universal-Lexikon. 2012.