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Schwellenländer
Schwellenländer,
 
englisch Newly industrializing countries ['njuːlɪ ɪn'dʌstrɪəlaɪzɪȖ 'kʌntrɪz], Abkürzung NIC [enaɪ'siː], in den 1970er-Jahren geprägte, nicht exakt definierte Bezeichnung für eine Gruppe relativ fortgeschrittener Entwicklungsländer, die aufgrund ihrer hohen wirtschaftlichen Eigendynamik beachtliche Industrialisierungsfortschritte erzielen konnten und in ihrem Entwicklungsstand gegenüber den Industriestaaten deutlich aufgeholt haben. Bei der Einstufung von Entwicklungsländern als Schwellenländer wird in der Regel von der Höhe des Bruttosozialprodukts je Einwohner (gemäß Weltbank 1995 mindestens 3 035 US-$) und dessen Wachstum ausgegangen, unter Berücksichtigung weiterer Kriterien wie Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Anteil von Industrieprodukten am Export. Vielfach entsprechen soziale Indikatoren (z. B. Alphabetisierungsgrad und Lebenserwartung) und politische Entwicklung nicht dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand. Auf internationaler Ebene existiert keine verbindliche Liste von Schwellenländern, sodass die Zahl der zu dieser Ländergruppe zu rechnenden Staaten aufgrund der Zugrundelegung verschiedener Wachstumsindikatoren sehr unterschiedlich ausfällt. Als Schwellenländer gelten je nach Abgrenzung mehr als 40 Staaten, u. a. zahlreiche arabische Erdöl exportierende Staaten (z. B. Saudi-Arabien, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate), Israel, Südafrika, lateinamerikanische Länder wie Argentinien, Brasilien, Mexiko, Chile und Venezuela sowie insbesondere die (auch als »Tigerländer« bezeichneten) asiatischen Länder Süd-Korea, Singapur, Taiwan, Thailand, Malaysia, Indonesien, die Philippinen und die Sonderverwaltungszone Hongkong. Kennzeichnend für viele Schwellenländer (v. a. für Süd-Korea, Taiwan, Malaysia und Singapur) sind vergleichsweise hohe Wachstumsraten, eine sich vielfach in großen Sprüngen vollziehende Industrialisierung, hohe Exportorientierung, starke Wettbewerbsposition in einigen Industriezweigen (z. B. Schiffbau, Textil-, elektrotechnische und elektronische Industrie). Seit 1996 sind allerdings in einigen »Tigerländern« Wachstums- und Exportrückgänge zu verzeichnen, die u. a. auf einem vergleichsweise starken Anstieg des Lohnniveaus sowie weltweit sinkender Nachfrage und Preisverfall von Elektronikerzeugnissen basieren; Ende 1997 kam es zu einer schweren Krise der Finanzmärkte.

Universal-Lexikon. 2012.