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Tauben
Tauben,
 
Colụmbidae, Familie der Taubenvögel mit 301 Arten; mit Ausnahme der Polargebiete weltweit verbreitet; größte Vielfalt erreicht sie in den Tropen. Tauben sind 15-80 cm lang; ihr Schnabel hat an der Basis eine weiche Wachshaut und ist vor der Spitze aufgetrieben. Die meisten Arten sind schnelle und ausdauernde Flieger, können aber auch gut laufen. Die Nahrung ist vorwiegend pflanzlich, manche Tauben nehmen auch Insekten, Schnecken und Regenwürmer. Tauben bauen auf Bäumen und Sträuchern flache, verhältnismäßig kleine Nester oder brüten in Höhlen. Das Gelege besteht meist aus zwei weißen Eiern. Die Jungen schlüpfen als blinde Nesthocker und werden großenteils mit Kropfmilch ernährt. Die meisten Arten sind Baumbewohner, manche halten sich aber überwiegend am Boden auf. Man unterscheidet vier Unterfamilien: 1) Fruchttauben (Treroninae), von denen einige zu den buntesten Vögeln gehören; 2) Eigentliche Tauben (Columbinae), zu denen u. a. alle einheimischen Tauben gehören, nämlich Ringeltaube, Felsentaube, Hohltaube, Turteltaube und Türkentaube; 3) Krontauben (Gourinae) mit drei Arten in der Gattung Krontauben; 4) Zahntauben (Didunculinae) mit der einzigen Gattung Zahntauben.
 
Taubenrassen:
 
Die ursprünglich aus der Felsentaube gezüchteten Haustauben werden in Europa als Hobby (v. a. als Brieftauben) und zur Fleischgewinnung gehalten, z. B. die Feldtaube, die erste, der Felsentaube noch sehr ähnliche Haustaubenrasse. Die späteren Taubenrassen werden nach äußeren Merkmalen und besonderen Nutzungseigenschaften in die (je nach Autor verschiedenen) Gruppen eingeteilt: Die Farbentauben, aus den Feldtauben hervorgegangen und der wild lebenden Felsentaube noch sehr nahe stehend, werden auf Farbe und Zeichnung hin gezüchtet. Trommeltauben geben charakteristische Laute von sich, die an entferntes Trommeln erinnern; ihre Beine und Zehen sind mit Federn besetzt (belatscht); zum Teil haben sie eine große Kopf(federn)haube und einen Federwirbel im Stirnbereich. Formentauben sind größer als Farben- und Trommeltauben; z. B. die Coburger Lerche. Huhnähnliche Formen kennzeichnen die Huhntaube; besonders typisch ist die massige Kingtaube mit bis 1 kg Gewicht. Die Riesentauben sind übermäßig groß; so wird die aus Italien stammende, heute v. a. in Frankreich gezüchtete Römertaube fast 60 cm groß und bis 1 kg schwer; von ihr gibt es die Farbschläge Schwarz, Weiß, Rot und Gelb, mit farbigen Binden sowie in blauer und fahler Farbe mit hellerem Rücken. Strukturtauben sind auffällig (abnorm) befiedert; u. a. vertreten mit den Pfautauben. Warzentauben haben oft abnorm große Nasenwarzen und mehr oder weniger stark vergrößerte Augenringe; sie dienten ursprünglich als Botentauben. Man unterscheidet u. a. Eigentliche Warzentauben (dazu die Carrier mit oft extrem großer, zum Teil blumenkohlartig geformter Nasenwarze) und Bagdetten mit in der Regel nur kleiner Nasenwarze, kleinen Augenringen und kräftigem, langem, oft gekrümmtem Schnabel. Wammentauben mit deutlich sichtbarer Kehlwamme blasen den Kropf kurzfristig auf, v. a. beim Gurren; sie zählen zu den ältesten Haustauben. Segler sind die kleinste der Taubenrassengruppen; ihre Gestalt ist mauerseglerähnlich; sie haben einen typischen Flugstil mit Sturz- und Gleitflügen. Ringschläger (Ringschlägertauben, Spielflugtauben) haben eine Spitzhaube; beim Paarungsspiel umfliegt der Täuber die sitzende Täubin, laut mit den Flügeln klatschend, in ganz engen Kreisen. Weitere Gruppen sind Kropftauben, Tümmler und Möwchen.
 
Die Paarungszeit der Taubenrassen dauert von Februar bis zum Wintereinbruch. Es kommt jährlich zu fünf bis sechs und mehr Bruten. Die Zuchtfähigkeit währt sechs bis acht Jahre. Männliche und weibliche Tiere teilen sich das Brutgeschäft. Nach 16-18 Tagen schlüpfen die Jungen, sind mit 14 Tagen halbflügge, werden aber noch einige Wochen von den Elterntieren gefüttert und sind mit drei bis vier Monaten fortpflanzungsfähig. - Manche Taubenrassen neigen zur Verwilderung und haben sich mit Wildtauben vermischt. So sind die weltweit in größeren Städten durch starke Vermehrung zu einer Plage gewordenen halbwilden Stadttauben entstanden.
 
Zu den Krankheiten der Tauben Geflügelkrankheiten.
 
Religions-
 
und Kulturgeschichte: Die ältesten Darstellungen von Tauben stammen aus Nordirak (5. Jahrtausend v. Chr.); in Ägypten sind Tauben seit dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. auf Grabbildern nachweisbar. Schon in den mesopotamischen und dann in den antiken Hochkulturen wurden Tauben als Prinzip des Weiblichen verstanden und mit Geburt und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht; so war die Taube der babylonischen Ischtar, der palästinischen Astarte (besonders die weiße Taube), der griechischen Aphrodite (entsprechend der römischen Venus) und der syrischen Atargatis heilig; Tauben wurden in antiken Aphroditeheiligtümern gehalten, z. B. in Paphos; schwarze Wildtauben gehörten zum griechischen Orakel von Dodona. - Die Bibel erzählt, dass eine der von Noah ausgeschickten Tauben mit dem Ölzweig zurückkehrte und das Ende der Sintflut anzeigte (1. Mose 8, 8-12). Im jüdischen Tempelkult waren Tauben als einzige Vögel Opfertiere. Im Neuen Testament (Markus 1, 10) und in der christlichen Ikonographie sind sie Sinnbild des Heiligen Geistes. Den Bezug zur Eucharistie verdeutlicht die Taube mit der Hostie im Schnabel über dem Altar (im Mittelalter auch als Tabernakel). V. a. als Symbol des Heiligen Geistes und christlicher Tugenden ist die Taube auch Attribut vieler Heiliger. - In der Dichtung sind Tauben Zeichen der Treue, des Friedens und der Trauer. Als Friedenstaube wurde sie zu einem weit verbreiteten politischen Symbol. (Taubensport)
 
Literatur:
 
H. Hoffmann: Das T.-Buch (21987);
 J. Schütte: T.-Rassen (31993);
 H. Mackrott: T. halten (1997).

Universal-Lexikon. 2012.