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Venizelos
Venizẹlos
 
[vɛniz-],
 
 1) Eleftherios Kyriakos, griechischer Politiker, * Murnia (Kreta) 23. 8. 1864, ✝ Paris 18. 3. 1936, Vater von 2); studierte Jura, kämpfte seit 1888 für die Vereinigung Kretas mit Griechenland. 1899-1901 war er kretischer Justizminister. 1909 rief ihn die griechische Militärliga als ihren politischen Berater nach Athen. 1910 gründete Venizelos die Liberale Partei und war seitdem deren Führer; 1910 wurde er griechischer Ministerpräsident. Im Inneren führte er eine Verwaltungs-, Gerichts-, Schul- und Heeresreform durch. Seine Außenpolitik, die auf die Vereinigung aller Griechen in einem Staat zielte, trug wesentlich zum Ausbruch der beiden Balkankriege bei. In ihnen erreichte er große Gebietserweiterungen Griechenlands und die Anerkennung der Vereinigung Kretas mit diesem. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges betrieb Venizelos den Eintritt Griechenlands in den Krieg an der Seite der Ententemächte, um die territorialen Gewinne aus den Balkankriegen auszubauen. Damit geriet er in scharfen Gegensatz zu König Konstantin I., der einen strikten Neutralitätskurs verfolgte; Venizelos sah sich 1915 zum Rücktritt gezwungen. Nach der Besetzung Salonikis durch Ententetruppen bildete er am 18. 10. 1916 eine Gegenregierung, zwang Konstantin I. im Juni 1917 zum Thronverzicht zugunsten dessen Sohnes Alexander und erklärte den Mittelmächten den Krieg. In den Friedensverträgen von Neuilly-sur-Seine (27. 11. 1919 und Sèvres (10. 8. 1920 erzielte Venizelos für sein Land weitere territoriale Gewinne (Pariser Vorortverträge). Die von ihm eingeleitete Politik der militärischen Expansion in Kleinasien scheiterte am Widerstand der von M. Kemal Atatürk geführten türkischen Nationalbewegung. Nach der Wahlniederlage seiner Partei (1920) trat er zurück und ging ins Exil. Die fortdauernden Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern von Venizelos und seinen Gegnern bestimmten nach dem Ersten Weltkrieg die griechische Innenpolitik und teilten das Parteienfeld in »Venizelisten« und »Antivenizelisten«. 1923 kehrte Venizelos aus dem Exil zurück. Als Ministerpräsident (1924, 1928-32, 1933) bemühte er sich um die Stabilisierung Griechenlands im Innern und um gute Beziehungen seines Landes zu seinen Nachbarstaaten; seine Außenpolitik gipfelte 1930 in dem Freundschafts-, Neutralitäts- und Schiedsvertrag mit der Türkei. Da republikanisch gesinnt, unternahm er im März 1935 einen Putschversuch gegen die monarchistisch orientierte Regierung seines Nachfolgers als Ministerpräsident, Panajotis Tsaldaris (* 1868, ✝ 1936). Nach dem Scheitern des Putschversuchs ging Venizelos wieder ins Exil.
 
 2) Sophokles, griechischer Politiker, * Chania 17. 11. 1894, ✝ (auf See zwischen Kreta und Piräus) 6./7. 2. 1964, Sohn von 1); Offizier, Mitglied verschiedener liberaler Gruppierungen, wurde 1920 Abgeordneter, war 1922-31 Militärattaché in Paris; 1936-44 im Exil (Frankreich, USA); mehrfach Ministerpräsident (1944, 1950, 1950-51) und Außenminister (1950, 1950-51, 1951-52, 1963).

Universal-Lexikon. 2012.