a) (in warmen Ländern wachsende, zu den Gräsern gehörende) hochwachsende Pflanze mit breiten Blättern und langen Rispen (deren Früchte in bestimmten Ländern ein Grundnahrungsmittel darstellen):
Reis anbauen, pflanzen, ernten.
b) Frucht des Reises:
[un]geschälter, polierter Reis; Reis essen; Huhn mit Reis.
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Reis1 〈[rɛıs] Pl. von〉 Real
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Reis2 〈n. 12〉 junger Zweig, Schössling ● ein Bündel \Reiser; ein junges \Reis zum Okulieren; ein neues \Reis am alten Stamm 〈a. fig.〉 frisches Blut für eine alte Familie; viel \Reiser machen einen Besen 〈Sprichw.〉 geeint gewinnt man an Kraft [<ahd. (h)ris; zu got. afhrisjan „abschütteln“; zu idg. *(s)kreis-, Erweiterung der Wurzel *(s)ker- „schneiden“]
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Reis3 〈m. 1〉
1. 〈i. w. S.〉 Angehöriger einer tropischen Gattung der Süßgräser: Oryza
2. 〈i. e. S.〉 zu dieser Gattung gehörige Getreideart: Oryza sativa
3. zubereitete Früchte des Reises
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1Reis , der; -es, (Sorten:) -e [mhd. rīs < mlat. risus (risum) < lat. oriza, oryza < griech. óryza, über das Pers. u. Aind. wohl aus einer südasiatischen Spr.]:
a) (in warmen Ländern wachsende, zu den Gräsern gehörende) hochwachsende Pflanze mit breiten Blättern u. langen Rispen (deren Früchte ein Grundnahrungsmittel bilden):
R. anbauen, pflanzen, ernten;
b) Frucht des 1Reises (a):
[un]geschälter, polierter R.
a) (geh.) kleiner, dünner Zweig;
b) (geh.) junger Spross, Schössling;
c) Pfropfreis.
3Reis [port.: rɛiʃ]:
Pl. von ↑ 2Real.
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I Reis
[raiʃ, portugiesisch], Münzkunde: Real.
Reis
[mittelhochdeutsch rīs, von mittellateinisch risus, über lateinisch oriza, oryza von gleichbedeutend griechisch óryza, wohl südasiatischen Ursprungs], Orỵza, Gattung der Süßgräser mit rd. 20 Arten in allen wärmeren Ländern. Die wirtschaftlich wichtigste und bekannteste Art ist der Reis im engeren Sinn (Oryza sativa), eine bis 1,80 m hohe, einjährige Kurztagpflanze mit langen, breiten Blättern und bis 50 cm langer Rispe mit einblütigen Ährchen, Letztere mit großen, kahnförmigen, harten Deckspelzen (Reisschalen); im Gegensatz zu den meisten anderen Gräsern sind sechs Staubblätter vorhanden. Der Reis ist ein Büschelwurzler, d. h., er bildet ein ausgeprägtes Faserwurzelnetz aus. Weiterhin neigt er zur Bestockung und bildet zahlreiche Nebenhalme. Die Früchte sind Karyopsen.
Neben Mais und Sorghumhirse ist Reis die wichtigste Getreidepflanze der Tropen und zum Teil auch der Subtropen, denn für etwa ein Drittel der Menschen ist er (obwohl nicht backfähig) Hauptnahrungsmittel.
Von den Formenkreisen des Reises (bekannt sind rd. 5 000 Formen, von denen etwa 1 400 kultiviert werden) sind die wirtschaftlich wichtigsten der mit künstlicher Bewässerung im Terrassenfeldbau oder mit natürlicher Überstauung (Ausnutzung des Monsunregens) in den Niederungen angepflanzte Sumpfreis (Nassreis, Wasserreis) sowie die anspruchslosen Sorten des Bergreises (Trockenreis), die bis in Höhen von 2 000 m angebaut werden und nur das Regenwasser benötigen. - Eine besondere Gruppe sind die in Ostasien angebauten und dort bevorzugt gegessenen Klebereissorten (»glutinous rice«) mit einem hohen Anteil Amylopektin in der Stärke.
Vom Einsetzen der Gelbreife an wird der Reis von Hand oder maschinell geerntet. Zur weiteren Verarbeitung kommt der gedroschene Reis (Paddy) in Reismühlen, wo er für den Handel entspelzt wird (geschälter Reis). In den Verbrauchsländern wird der Reis in Spezialmühlen geschliffen (Entfernung der eiweiß- und vitaminreichen Schichten des Aleuronkörpers und des Silberhäutchens), poliert oder gebürstet (geglättet). Die hierbei anfallenden äußeren Schichten sind als Reiskleie ein nahrhaftes Futtermittel und dienen auch zur Gewinnung von Reisöl. Mit der Entfernung des Silberhäutchens verliert der Reis Eiweiß und Fett sowie wichtige Vitamine, v. a. Vitamin B1. Eine einseitige Ernährung mit poliertem Reis führt zu Beriberi. - Aus Reisabfällen (z. B. Bruchreis) wird u. a. Reisstärke gewonnen, die in der Lebensmittel-, Textil- und Kosmetikindustrie verarbeitet wird. - Weiterhin werden aus Reis alkoholische Getränke wie Arrak und Reiswein hergestellt. Das Reisstroh wird in den Anbauländern als Viehfutter und Streu genutzt. Auch Körbe, Hüte und Stricke sowie Zigarettenpapier werden daraus hergestellt.
Braunreis (Naturreis) enthält noch das Silberhäutchen und ist daher als Nahrungsmittel wertvoller als geschliffener Reis. Die Bezeichnung Vollreis besagt lediglich, dass es sich um ganze Körner handelt (im Gegensatz zu Bruchreis), und hat nichts mit Vollwertigkeit zu tun. - Parboiled Reis (halbgekochter Reis) wird vor dem Schleif- und Polierprozess mit warmem Wasser vorbehandelt, um einen Teil der Vitamine aus den äußeren Schichten des Reiskorns in das Innere zu bringen und damit dem polierten Reis zu erhalten. - Nach der Größe der Körner unterscheidet man: Langkornreis (Patnareis) ist 6-8 mm lang; nach dem Kochen erhält man einen trockenen und körnigen Reis. Rundkornreis (Milchreis) ist 4-5 mm lang; das weiche Korn gibt beim Kochen Stärke ab und verkleistert; meist für Süßspeisen verwendet.
Der vermutlich im tropischen Südasien heimische Reis wurde schon im 4. Jahrtausend v. Chr. in Thailand und im 3. Jahrtausend v. Chr. in Südchina in Monokultur angebaut. Im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. gelangten Kenntnisse des Reisanbaus von Indien über Persien zum Zweistromland, wo ihn die Griechen während des Alexanderzugs (4. Jahrhundert v. Chr.) übernahmen. Die Araber verbreiteten den Reisanbau im 8. Jahrhundert von Syrien nach Ägypten, Nordafrika, Sizilien und Spanien, von wo aus er im 16. Jahrhundert in Italien und Südfrankreich bekannt wurde. 1694 wurde in South Carolina Reis angebaut.
Krankheiten
und Schädlinge: Entsprechend der großen Verbreitung des Reisanbaus treten in den unterschiedlichen Klimabereichen verschiedene Schadorganismen auf. - Viren führen zu Zwerg-, Vergilbungs- und Mosaikkrankheit; Überträger sind v. a. Zikaden. Bakterielle und pilzliche Erreger befallen Wurzeln und oberirdische Organe; häufige Krankheiten sind die Reisbräune, die Braunfleckenkrankheit, der Blattbrand und die Blattstreifung. Die wichtigsten tierischen Schädlinge sind Raupen von Schmetterlingen, die als Stängelbohrer bezeichnet werden, sowie Blattkäfer, Reiswanzen, Gallmücken und Fadenwürmer. In den asiatischen Gebieten können die durch Krankheiten und Schädlinge verursachten Ernteverluste bis zu 50 % betragen. Die Bekämpfung der Schädlinge erfordert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln; biologische Schädlingsbekämpfungsverfahren befinden sich in der Entwicklung.
Mit einer Anbaufläche von (1999) 155 Mio. ha nimmt Reis etwa 11 % der gesamten landwirtschaftlichen Kulturfläche ein. Die weltweite Ernte betrug 1999 (in Klammern Durchschnittswert der Jahre 1979-81) 596,5 (396,2) Mio. t. Haupterzeugerländer hier sind China 200,5 (145,7) Mio. t, Indien 131,2 (74,6) Mio. t, Vietnam 31,4 (11,8) Mio. t, Bangladesh 29,9 (20,1) Mio. t und Japan 11,5 (13,3) Mio. t. Der bedeutendste nichtasiatische Produzent ist Brasilien mit 11,8 (8,5) Mio. t; in Europa ist Italien der größte Produzent. In den Welthandel gelangen nur etwa 10 % der Ernte. Neue Züchtungen verdoppelten die Reiserträge in den letzten 25 Jahren, die Wachstumszeit sank von 185 auf 110 Tage.
Economic and demographic development in rice producing societies, hg. v. A. Hayami (Löwen 1990);
Rice, hg. v. Y. P. S. Bajaj (Berlin 1991),
V. Ortali: Il riso. R. Von langen, runden u. duftenden Körnern (a. d. Ital., 1997).
Reis,
1) Philipp, Physiker, * Gelnhausen 7. 1. 1834, ✝ Friedrichsdorf 14. 1. 1874; ursprünglich Kaufmann, dann Lehrer an einer Privatschule in Friedrichsdorf; konstruierte das erste Gerät zur Übertragung von Tönen durch elektromagnetische Wellen, das er am 26. 10. 1861 in einer Sitzung des Physikalischen Vereins in Frankfurt am Main und 1864 auf der Naturforscherversammlung in Gießen vorstellte. Reis' Erfindung wurde von A. G. Bell zum gebrauchsfähigen Telefon weiterentwickelt (Patent 1876).
2) [rraiʃ], Ricardo, Pseudonym des portugiesischen Lyrikers Fernando António Nogueira de Seabra Pessoa.
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2Re|al, der; -s, (span.:) -es u. (port.:) Reis [span., port. real, unter Einfluss von span. rey, port. rei = König zu lat. regalis = königlich , zu: rex, 1↑Rex]: alte spanische u. portugiesische Münze.
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1Reis, der; -es, (Sorten:) -e [mhd. rīs < mlat. risus (risum) < lat. oriza, oryza < griech. óryza, über das Pers. u. Aind. wohl aus einer südasiatischen Spr.]: a) (in warmen Ländern wachsende, zu den Gräsern gehörende) hoch wachsende Pflanze mit breiten Blättern u. langen Rispen (deren Früchte ein Grundnahrungsmittel bilden): R. anbauen, pflanzen, ernten; b) Frucht des Reises (a): [un]geschälter, polierter R.; R. muss beim Kochen körnig bleiben; Huhn mit R.
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2Reis, das; -es, -er [mhd. rīs, ahd. [h]rīs; wahrsch. urspr. = sich zitternd Bewegendes]: a) (geh.) kleiner, dünner Zweig: Ein trockenes R. war ihm zwischen die Finger geraten, und er stocherte damit nachdenklich im Boden (Musil, Mann 1171); Vögel tragen -er zum Nest; -er sammeln, binden; ein Feuer aus -ern; das Beet im Winter mit -ern (Reisig) zudecken; Spr viele -er machen einen Besen (mit vereinten Kräften lässt sich viel erreichen); b) (geh.) junger Spross, Schössling: Joseph, ihr R., der wahrhafte Sohn, wuchs heran (Th. Mann, Joseph 165); c) Pfropfreis.
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Universal-Lexikon. 2012.