Aku|punk|tur 〈f. 20; Med.〉 jahrtausendealtes chinesisches, heute auch in Europa wieder aufgenommenes Heilverfahren, bei dem durch Einstich goldener u. silberner Nadeln an lehrmäßig festgelegten Hautpunkten erkrankte innere Organe beeinflusst werden, auch zur Anästhesie verwendet; Sy Akidopeirastik [<lat. acus „Nadel“ + punctura „das Stechen“]
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Aku|punk|tur, die; -, -en [zu lat. punctura = der Stich] (Med.):
(aus China u. Japan stammende) Heilbehandlung, bei der durch Einstiche mit feinen Nadeln in bestimmte Hautstellen Schmerzen od. andere ↑ Beschwerden (1 b) beeinflusst werden sollen.
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Akupunktur
[zu lateinisch acus »Nadel« und pungere, punctum »stechen«] die, -/-en, altes Heilverfahren der chinesischen und auch japanischen Medizin (chinesische Originalbezeichnung Zhen), das durch das Einstechen von Nadeln in den Körper Heilung und Schmerzausschaltung zu erreichen sucht. Die mehr als 360 empirisch festgelegten Einstichstellen (Akupunkturpunkte) sind auf 14 Meridianen festgelegt, welche den »Strom der Lebensenergie« fortleiten und die mit den inneren Organen und deren Funktionen verbunden sein sollen. Die Nadeln (Stahl, Silber, Gold) werden unterschiedlich tief unter die Haut in das Körpergewebe eingestochen und verbleiben dort (unbewegt oder unter Drehung) 15-60 Minuten (oder länger). Hierdurch soll durch Einfluss auf die in den Meridianen zirkulierende Lebensenergie das nach der chinesischen Medizinlehre durch Krankheit gestörte Energiegleichgewicht der Gegensätze Yin und Yang wiederhergestellt werden. Die Wirkung der Akupunktur lässt sich durch Abbrennen von Heilkräutern (Moxibustion) auf bestimmten Akupunkturpunkten verstärken, ebenso mithilfe elektrischen Stroms (Elektrostimulationsanästhesie). Ein geringerer Effekt soll durch Akupressur ausgelöst werden können.
Die traditionelle Akupunktur wurde in der europäischen Medizin durch die Varianten der Hand-, Fuß-, Mund- und Ohrakupunktur (Aurikuloakupunktur) ergänzt sowie durch die Elektroakupunktur.
findet die Akupunktur inzwischen besonders bei funktionellen Störungen, z. B. bei Migräne, Asthma, Dickdarmentzündung, Schmerzzuständen und chronische Verstopfung. Sie soll sich auch bei Erschöpfungszuständen, Schlaflosigkeit und seelische Verstimmung bewähren sowie zur Gewichtsreduktion, zur Alkohol- und Raucherentwöhnung eignen, ebenso zur Schmerzausschaltung bei Operationen. Die wissenschaftliche Medizin, nicht zuletzt in China selbst, steht den hierbei in Anspruch genommenen Heilerfolgen kritisch gegenüber; abgelehnt wird die Anwendung bei Infektionserkrankungen, schweren Organ- und Systemerkrankungen (z. B. Tumorleiden).
Die Wirkungsweise der Akupunktur besteht nach heutiger Meinung darin, dass durch den Nadeleinstich nervale Rezeptoren gereizt werden, deren Impulse entweder die Fortleitung von anderen Nervenimpulsen beeinflussen oder zu vermehrter Freisetzung bestimmter Neurotransmitter (u. a. Endorphine) im Gehirn führen, mit entsprechender Organwirkung. In der Schulmedizin ist die spezifische Wirkung der Akupunktur umstritten.
Geschichtliches:
Die Akupunktur ist eine seit etwa vier Jahrtausenden in China angewendete, vielfach abgewandelte Methode, die erstmals im 18. Jahrhundert in westlichen medizinischen Schriften erwähnt wird. Die Lehren Mao Zedongs fordern dazu auf, sich auf die traditionelle chinesische Medizin zu besinnen. Das hat anscheinend die westliche Medizin beeinflusst, zumal seit 1958 auch in der wissenschaftlichen chinesischen Medizin die Akupunktur bei operativen Eingriffen als Schmerzausschaltungsverfahren Anwendung fand und diese Methode nach der chinesischen Kulturrevolution zunehmend erforscht sowie propagandistisch aufgebaut wurde. Nach 1972 fand die Akupunktur in den Bereich der Erfahrungsmedizin und wissenschaftlichen Medizin der westlichen Welt Eingang. Die weitere Erforschung wird von der Weltgesundheitsorganisation gefördert.
E. Asshauer: Die A. (1985);
Heribert Schmidt: Konstitutionelle A. (31988);
U. Wolf: Schmerzfrei durch A. u. Akupressur. Ratgeber für die Selbstbehandlung (1991);
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Universal-Lexikon. 2012.