Wẹlt|schmerz 〈m. 23; unz.〉 Schmerz, Trauer über die Unzulänglichkeit der Welt gegenüber dem eigenen Wollen u. den eigenen Ansprüchen
* * *
Wẹlt|schmerz, der <o. Pl.> (bildungsspr.):
die seelische Grundstimmung prägender Schmerz, Traurigkeit, Leiden an der Welt u. ihrer Unzulänglichkeit im Hinblick auf eigene Wünsche, Erwartungen:
W. haben.
* * *
Weltschmerz,
von Jean Paul geprägter Ausdruck für eine eigentümliche Form pessimistischen Lebensgefühls, die aus dem Bewusstsein der Unangemessenheit der äußeren Wirklichkeit zu Ansprüchen und Bedürfnissen des inneren Lebens erwächst. Weltschmerz tritt daher besonders da auf, wo das Ich durch Differenzierung, Verinnerlichung und Steigerung des Selbstbewusstseins sowie durch eine die überkommenen Werte infrage stellende Kulturwende in ein Spannungsverhältnis zur Welt gerät.
Eine Art Weltschmerz trat bereits bei Petrarca hervor. Er kehrte gesteigert wieder im Zeitalter der Empfindsamkeit, v. a. in Goethes »Die Leiden des jungen Werthers« (2 Teile, 1774; 2. Fassung 1787, 1 Band) und dem von diesem Briefroman ausgelösten modischen »Wertherfieber«. Die Verabsolutierung des ästhetisch-genialischen Subjekts in der Romantik erzeugte den Weltschmerz der »Zerrissenen« (Jean Paul, C. Brentano). Zur »Zeitkrankheit« und zum Teil zur bloßen Attitüde wurde der Weltschmerz in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (F. Grillparzer, H. Heine, C. D. Grabbe, G. Büchner, N. Lenau, W. Raabe und T. Storm; in Italien G. Leopardi, in Frankreich F. R. de Chateaubriand und A. de Musset, in England Lord Byron, in Dänemark J. P. Jacobsen und in Russland M. J. Lermontow).
* * *
Wẹlt|schmerz, der <o. Pl.> (bildungsspr.): die seelische Grundstimmung prägender Schmerz, Traurigkeit, Leiden an der Welt u. ihrer Unzulänglichkeit im Hinblick auf eigene Wünsche, Erwartungen: Heute wird der einst verteufelte W., unter der klinischen Bezeichnung Depression, von manchen Ärzten als „die Krankheit der Epoche“ beschrieben (Spiegel 23, 1981, 196); W. haben; ... er kann in den lyrischen Erotica ... erfreulich unverschämt sein. Nach ein paar Jahren ist der Zauber vorbei, aber zunächst ist er jung und hat Erfolg. Die Konsequenz des -es kennt er noch nicht und mehr als die Damen quält er sich selbst (Meckel, Nachricht 34).
Universal-Lexikon. 2012.