Architekturtheorie,
die Bemühung um Formulierung von Gesetzmäßigkeiten zeitgemäßer Architektur mithilfe der Analyse anerkannter Beispiele der Baugeschichte, Kritik an zeitgenössischer Architektur oder durch die Propagierung innovativer Gedanken zum Bauen. Aus dem Mittelalter sind nur wenige Aufzeichnungen zur Architekturtheorie überliefert. Dagegen wurden seit der Renaissance die »Zehn Bücher über Baukunst« des Vitruv Vorbild vieler Abhandlungen der Architekturtheorie, u. a. von L. B. Alberti, Filarete und A. Palladio. É. L. Boullée und J. N. L. Durand schufen die Grundlagen für eine rationalistische Architekturtheorie. Mit seinen Bauten und Projekten suchte K. F. Schinkel den Wert individuell geprägter Architekturtheorien zu betonen. Seit G. Semper und E. E. Viollet-le-Duc versucht die Architekturtheorie, die überlieferten Regeln der Baukunst auf die neuen technischen Möglichkeiten abzustimmen. Die Architekturtheorie von A. Loos gründete ihren formalen Purismus auf radikaler Polemik gegen die zeitgenössische Ornamentik. Le Corbusier war einer der ersten, dessen innovative Theorien vor dem Entstehen programmatischer Bauten veröffentlicht wurden. Seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts prägen einander oft widersprechende Architekturtheorien die Diskussion. In ihrem Mittelpunkt standen u. a. die Schriften von A. Rossi, R. Venturi, R. und L. Krier, C. Alexander sowie C. Jencks.
H.-W. Kruft: Gesch. der A. (31991);
G. Germann: Einf. in die Gesch. der A. (31993).
Universal-Lexikon. 2012.