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Ergonomie
Arbeitswissenschaften; Arbeitswissenschaft

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Er|go|no|mie 〈f.; -; unz.〉 = Ergonomik

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Er|go|no|mie, Er|go|no|mik, die; - [engl. ergonomics, zu griech. érgon = Arbeit u. engl. economics = Volkswirtschaft(slehre)]:
a) Wissenschaft von den Leistungsmöglichkeiten u. -grenzen des arbeitenden Menschen sowie von der optimalen wechselseitigen Anpassung zwischen dem Menschen u. seinen Arbeitsbedingungen;
b) optimale wechselseitige Anpassung zwischen dem Menschen u. seinen Arbeitsbedingungen.

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I
Ergonomie,
 
Forschungsgebiet, an dem mehrere Wissenschaften mit der Zielsetzung beteiligt sind, biologische, medizinische und psychologische Erkenntnisse über die Beziehungen des Menschen zu seiner Arbeitswelt zu gewinnen. Der psychologische Beitrag besteht hauptsächlich in Erkenntnissen über Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozesse, über Signalverarbeitung, über Einflüsse von Belastung, Ermüdung, Einförmigkeit (Monotonie) und Wachheit (Vigilanz) auf die Arbeitsleistung sowie über das Zusammenwirken von Mensch und Maschine in Mensch-Maschine-Systemen.
II
Ergonomie
 
[engl. ergonomics, von griech. ergos »Werk« und nomos »Gesetz«, »Wissenschaft«], allgemein die Wissenschaft von der Gestaltung gesundheitsfördernder (bzw. nicht schädlicher) Arbeitsbedingungen. Im Bereich der Informationstechnologie gilt dies v. a. für Bildschirmarbeitsplätze. Diese bergen bei falscher Ausführung verschiedene Risiken für Befinden und Gesundheit:
 
- Generell belastet längere Bildschirmarbeit die Augen, dies kann zu Kopfschmerzen, Migräne und Sehschäden führen. Besonders nachteilig sind einerseits zu kleine Schirme bzw. zu hohe Auflösungen und zu nah aufgestellte Monitore (Bildschirm). Monitore mit Bildröhre können flimmern, hinzu kommt die potenzielle Strahlenbelastung (TCO-99). Auch bei der Beleuchtung sind ergonomische Aspekte zu berücksichtigen; auf keinen Fall darf ein Monitor vor dem Fenster oder einer anderen Lichtquelle stehen
 
- Eine falsche Körperhaltung und Sitzposition kann zu Verspannungen führen, welche über längere Zeit chronische Schmerzen durch eingeklemmte Nervenstränge hervorrufen können. Daher muss auf eine individuell angepasste körpergerechte Aufstellung von Tisch, Monitor, Tastatur und Sitz geachtet werden. Für spannungsminderndes Sitzen sollten eventuell Fortbildungen abgehalten werden (»Rückenschule«). Sowohl Augen als auch Muskulatur werden durch regelmäßige Pausen (Aufstehen, Bewegen) entlastet. Empfohlen werden Arbeitsabläufe, bei denen eine Person nicht den ganzen Tag am Rechner sitzen muss.
 
- Tastaturen dürfen nicht prellen. Höhe und Neigungswinkel müssen angepasst sein, vor der Tastatur sollte eine Ablage für die Handballen angebracht sein. Sog. Natural Keyboards wurden speziell unter ergonomischen Gesichtspunkten entworfen. Bei schlechter Ergonomie der Tatstatur besteht erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Krankheitsbildes RSI oder des Karpaltunnelsyndroms.
 
- Drucker sollten möglichst leise arbeiten; u. a. aus diesem Grund werden heute kaum noch Nadeldrucker eingesetzt. Farbe bzw. Toner darf nicht gesundheitsschädlich sein, wenn dies dennoch der Fall ist, muss Hautkontakt baulich ausgeschlossen werden. Bei Laserdruckern muss auf einen niedrigen Ausstoß von Ozon geachtet werden (Ozonfilter). LED-Drucker geben deutlicher weniger Ozon ab als Laserdrucker (selbst mit Ozonfilter). Für viele Zwecke reicht ein Tintenstrahldrucker aus! Befindet sich der Drucker nicht direkt am Arbeitsplatz, reduzieren sich nicht nur die Immissionen, sondern die Beschäftigten werden auch gezwungen, regelmäßig einen (gesundheitsfördernden) Gang zum Drucker einzulegen.
 
- Auch im Software-Bereich spielen ergonomische Aspekte eine Rolle (Software-Ergonomie). Das Erscheinungsbild eines Anwendungsprogramms oder Betriebssystems sollte individuell anpassbar sein, um subjektiv empfundenes Flimmern u. Ä. abstellen zu können. Standardisierte interaktive Benutzeroberflächen (SAA, CUA), kontextsensitive Hilfefunktionen, wahlweise Steuerung durch Tastatur oder Maus, Statusanzeigen, Undo-Funktionen sowie die Möglichkeit, eigene Makros aufzuzeichnen bzw. zu programmieren sind hier wichtige Aspekte. Weitgehende Fehlerfreiheit von Programm und System sollte eine Selbstverständlichkeit sein - dennoch führen Programmfehler nach wie vor immer wieder zu Daten- und Zeitverlusten (und damit zu unnötigem Ärger).
 
Es gibt verschiedene nationale und internationale Normen und Regelungen zur Ergonomie im Computerbereich. Die wichtigste ist die ISO 9241 (Ergonomic Requirements for Office Work with Visual Display Terminals, dt. »ergonomische Anforderungen für Büroarbeit mit visuellen Anzeigeterminals«), welche in 17 Teilen die Hardware- und Software-ergonomischen Anforderungen an Mensch-Rechner-Schnittstellen formuliert. Im Jahr 1990 erließ der Rat der Europäischen Union die sog. EU-Bildschirmrichtlinie, die eng mit ISO 9241 verzahnt ist. Die Richtlinie wurde (erst!) 1996 in Deutschland in nationales Recht umgesetzt und ist seitdem für alle Betriebe verbindlich. Sie sieht u. a. eine Überprüfung aller Arbeitsplätze durch den Arbeitgeber vor, etwaige Mängel müssen abgestellt werden. Andernfalls können die Gewerbeaufsichtsämter ein Bußgeld von bis zu 25 000 € verhängen.
 
III
Ergonomie
 
Richtwerte für die Gestaltung eines ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatzes.

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Er|go|no|mie, Er|go|no|mik, die; - [engl. ergonomics, zu griech. érgon = Arbeit u. engl. economics = Volkswirtschaft(slehre)]: Wissenschaft von den Leistungsmöglichkeiten u. -grenzen des arbeitenden Menschen sowie von der optimalen wechselseitigen Anpassung zwischen dem Menschen u. seinen Arbeitsbedingungen.

Universal-Lexikon. 2012.