Carracci
[kar'rattʃi], italienische Malerfamilie in Bologna, die Ende des 16. Jahrhunderts eine einflussreiche Zeichen- und Malakademie (»Accademia degli Incamminati«) gründete:
1) Agostino, getauft Bologna 16. 8. 1557, ✝ Parma 23. 2. 1602, Bruder von 2) und Vetter von 3); stand unter dem Eindruck der Kunst seines Bruders, der ihn 1597 nach Rom holte; er war 1583-94 mit Ludovico und Annibale Carracci an der Ausmalung Bologneser Paläste beteiligt. 1600 folgte er einem Ruf des Herzogs Ranuccio Farnese nach Parma, in dessen Gartenpalast er einen Saal mit mythologischen Fresken ausmalte (er starb vor dessen Vollendung). Als Kupferstecher gab er auf etwa 270 Blättern Werke großer Meister, aber auch eigene Kompositionen wieder.
Weitere Werke: Letzte Kommunion des heiligen Hieronymus (um 1592; Bologna, Pinakothek); Himmelfahrt Mariä (um 1592; ebenda).
2) Annibale, getauft Bologna 3. 11. 1560, ✝ Rom 15. 7. 1609, Bruder von 1) und Vetter von 3); von Correggio, Tizian, Tintoretto und Paolo Veronese sowie in Rom besonders von Raffael und der Antike beeinflusst; führte um 1590 mit seinem Bruder und Vetter mythologischer Fresken in Bologneser Palästen aus; ging 1595 nach Rom, wo er die römische Barockmalerei mitbegründete. Seine durch Entwurfszeichnungen aufs Sorgfältigste durchgearbeiteten Werke sind in ihren starken Bewegungsmotiven von hohem Pathos erfüllt. Sein Hauptwerk in Rom sind die 1597-1604 entstandenen allegorisch-mythologischen Fresken im Palazzo Farnese; außerdem malte er große Altarbilder sowie einzelne Landschaftsbilder mit religiöser und mythologischer Staffage, die zu den Vorläufern der heroischen Landschaft gehören; zahlreiche Zeichnungen.
Weitere Werke: Der Bohnenesser (um 1583/84; Rom, Galleria Colonna); Bacchantin (um 1590; Florenz, Uffizien); Christus und die Samariterin (um 1602/03; Wien, Kunsthistorisches Museum); Flucht nach Ägypten (1604; Rom, Galleria Doria Pamphili).
D. Posner: A. C., 2 Bde. (London 1971);
R. Zapperi: A. C. (a. d. Ital., 1990).
3) Ludovico, getauft Bologna 21. 4. 1555, ✝ ebenda 13. 11. 1619, Vetter von 1) und 2). Seine vielen für Bologneser Kirchen gemalten Altarbilder neigen zu düsterer Farbgebung und sind von einer oft konventionellen Pathetik.
Universal-Lexikon. 2012.