Akademik

Carter
Carter
 
['kɑːtə],
 
 1) Alan, britischer Tänzer, Choreograph und Ballettdirektor, * London 24. 12. 1920; tanzte u. a. beim Sadler's Wells Theatre Ballet, war u. a. 1954-59 Ballettdirektor und Chefchoreograph der Bayerischen Staatsoper in München (»Taubenflug«, 1955, »Pagodenprinz«, 1958, und »Undine«, 1959), 1964-68 in Wuppertal, 1973-75 in Reykjavík; danach Lehrtätigkeit an der Elmshurst Ballet School in London.
 
 2) Angela, englische Schriftstellerin, * Eastbourne 7. 5. 1940, ✝ London 16. 2. 1992; gehörte in den Umkreis des »magischen Realismus«. Ihre Romane sind albtraumhafte, grotesk-makabre Fantasien um Sexualität und Gewalt von suggestiver Bildkraft, die, orientiert an dekonstruktivistischen Theorien, die Relation von Täter und Opfer, von Realitäts- und Lustprinzip, Männlichem und Weiblichem, Wirklichkeit und Mythos aufspüren.
 
Werke: Romane: Shadow dance (1966); The magic toyshop (1967; deutsch Das Haus des Puppenmachers); Heroes & villains (1969; deutsch Helden und Schurken); Love (1971; deutsch Das tätowierte Herz); The infernal desire machines of Doctor Hoffman (1972; deutsch Die infernalen Traummaschinen des Doktor Hoffman); The passion of new Eve (1977; deutsch In der Hitze der Stadt); Nights at the circus (1984; deutsch Nächte im Zirkus); Wise children (1991; deutsch Wie's uns gefällt).
 
Erzählungen: The bloody chamber (1979; deutsch Blaubarts Zimmer); Black Venus (1985; deutsch Schwarze Venus).
 
Studie: The Sadeian woman (1979; deutsch Sexualität ist Macht. Die Frau bei de Sade).
 
 3) Benny, eigentlich Bennet Lester Carter, amerikanischer Jazzmusiker (Altsaxophon, Klarinette, Trompete, Klavier), * New York 8. 8. 1907; einer der vielseitigsten Instrumentalisten des Swing, der auch als Arrangeur und Komponist bedeutsam wurde. Auf seinem Hauptinstrument, dem Saxophon, gehört Carter zu den stilbildenden Musikern des Jazz.
 
 4) Elliott Cook (junior), amerikanischer Komponist, * New York 11. 12. 1908; studierte an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) und in Paris (bei Nadia Boulanger); war 1966-82 Professor für Komposition an der Juilliard School of Music in New York. Carter verbindet in seinem Schaffen Einflüsse des Neoklassizismus und der Zwölftontechnik zu einem persönlichen Stil, für den die Verwendung verschiedener, gleichzeitig ablaufender Tempi charakteristisch ist. Zu seinen Werken zählen Ballette (»Pocahontas«, 1939; »The Minotaur«, 1947), Orchesterwerke (»Symphony No. 1«, 1942; »Penthode«, 1985; »Partita«, 1994), 4 Streichquartette (1951-86), Violinkonzert (1990), Vokalwerke.
 
Literatur:
 
D. Schiff: The music of E. C. (London 1983).
 
 5) Howard, britischer Archäologe, * Swaffham (County Norfolk) 9. 5. 1873, ✝ London 2. 3. 1939; seit 1891 in Ägypten als Zeichner und Archäologe. Als Grabungsleiter für T. M. Davis und G. E. Earl of Carnarvon (* 1866, ✝ 1923) in der Totenstadt von Theben entdeckte er u. a. die Königsgräber von Hatschepsut, Thutmosis IV. und Siptah, 1922 den unversehrten Grabschatz des Tut-ench-Amun.
 
Werk: The tomb of Tut-ankh-Amen, 3 Bände (1923-33; deutsch Tut-ench-Amun).
 
 6) James (Jimmy) Earl, 39. Präsident der USA (1977-81), * Plains (Georgia) 1. 10. 1924; Baptist, Farmer; 1962-66 Mitglied des Senats von Georgia für die Demokratische Partei, 1971-75 Gouverneur von Georgia; wurde im November 1976 zum Präsidenten gewählt. Bei seinem Amtsantritt (Januar 1977) betonte er die Notwendigkeit einer ethischen Fundierung der Innen- und Außenpolitik.
 
Innenpolitisch war seine Präsidentschaft von wachsenden Problemen (wirtschaftliche Stagnation, Inflation, Arbeitslosigkeit, Zahlungsbilanzschwierigkeiten, Energiekrise) bestimmt. Bei Lösungsversuchen geriet er oft in Konflikt v. a. mit dem Senat. Sein Antiinflationsprogramm blieb ohne durchschlagenden Erfolg (1979).
 
In seiner Außenpolitik stellte Carter die Beachtung der Menschenrechte als Maßstab für die Beziehungen der USA zu anderen Staaten heraus; diese Maxime bestimmte v. a. seine Politik gegenüber diktatorischen Regierungssystemen in Lateinamerika. Besonders engagiert setzte sich Carter für eine Lösung des Nahostkonflikts ein; er initiierte 1978 die Verhandlungen in Camp David (USA) zwischen dem ägyptischen Präsidenten A. as-Sadat und dem israelischen Ministerpräsidenten M. Begin und vermittelte den Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten (März 1979). In seiner Politik gegenüber der kommunistischen Staatenwelt hob er auch die Bürgerrechtsfrage hervor, folgte jedoch zugleich besonders gegenüber der UdSSR dem abrüstungspolitischen Kurs seiner Amtsvorgänger. Im Juni 1979 unterzeichnete er mit L. I. Breschnew den SALT-II-Vertrag. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan (Ende Dezember 1979) sah er sich 1980 zu verschiedenen Gegenmaßnahmen veranlasst (Vereinigte Staaten von Amerika, Geschichte), um die UdSSR zum Rückzug aus Afghanistan zu bewegen. Die ungelösten gesellschaftlichen Probleme, Unzufriedenheit mit der Außenpolitik, besonders jedoch die Geiselaffäre in Iran (1979-81) führten zu einem starken Popularitätsschwund Carters. Bei den Präsidentenwahlen im November 1980 unterlag er dem republikanischen Kandidaten R. Reagan. Nach Ablauf seiner Amtszeit wurde Carter 1982 Professor für europäisch-amerikanische Beziehungen an der Emory University und 1986 Vorsitzender des Kuratoriums des »Carter Centers« (beides in Atlanta, Georgia); er initiierte verschiedene soziale Hilfsprogramme in den USA und für die Dritte Welt. International trat er seit dem Ende der 80er-Jahre wiederholt als Leiter von Wahlbeobachtergruppen (z. B. 1989 in Panama, 1990 in Nicaragua, Haiti und der Dominikanischen Republik) sowie als Vermittler in Konflikten (u. a. 1989 in Äthiopien, 1994 in Nord-Korea, Haiti und Bosnien) hervor. 1995 erhielt er (zusammen mit dem spanischen König Juan Carlos I.) den UNESCO-Friedenspreis.
 
Literatur:
 
M. Schäfer: Die Außenpolitik der Administration J. E. C. Kontinuität u. Wandel (1992);
 B. I. Kaufman: The presidency of J. E. C., Jr. (Lawrence, Kans., 1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Ost-West-Konflikt: Die politischen Konzepte der USA
 

Universal-Lexikon. 2012.