Flịck,
1) Friedrich, Unternehmer, * Ernsdorf (heute zu Kreuztal) 10. 7. 1883, ✝ Konstanz 20. 7. 1972, Vater von 2); errang etwa seit Mitte der 1920er-Jahre eine führende Stellung in der deutschen Montanindustrie; er beherrschte u. a. die Vereinigten Stahlwerke AG, die zwei Fünftel der deutschen Eisen- und Stahlproduktion auf sich konzentrierte, über seine Anteile an der Gelsenkirchener Bergwerks-AG. Diese verkaufte er 1932 an das Deutsche Reich und verwendete den Erlös zum Aufbau des Montankonzerns Mitteldeutscher Stahlwerke, womit er den Flick-Konzern begründete; seit 1934 war die Friedrich Flick AG ein reines Familienunternehmen. 1932/33 entschloss sich Flick, neben bürgerlichen Parteien auch die NSDAP finanziell zu unterstützen. 1933-45 hatte er maßgeblichen Einfluss in der deutschen Rüstungsindustrie und kontrollierte mit seinem Familienkonzern die Montanwerke der besetzten europäischen Länder. Flick, der zum Freundeskreis H. Himmlers gehörte, war Mitglied der Reichsvereinigung Kohle und Eisen, des Russlandausschusses der deutschen Wirtschaft und der NSDAP (seit 1937); seit 1938 war er Wehrwirtschaftsführer. Am 22. 12. 1947 wurde er als Kriegsverbrecher zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch bereits 1950 entlassen. 1952 veräußerte Flick seinen Aktienbesitz im Kohlenbergbau aufgrund einer alliierten Entflechtungsauflage und errichtete um das ihm im Westen Deutschlands verbliebene Stahlvermögen (der Besitz im Osten wurde enteignet) einen neuen Mischkonzern, zu dem über 100 Unternehmen (z. B. Feldmühle, Dynamit Nobel, Buderus, Maxhütte, Krauss-Maffei) und bedeutende Beteiligungen (u. a. Daimler-Benz, 40 %) gehörten. Mit einem geschätzten Vermögen von 5-6 Mrd. DM (zweite Hälfte der 1960er-Jahre) galt Flick als einer der weltweit reichsten Menschen.
2) Friedrich Karl, Unternehmer, * Berlin 3. 2. 1927, Sohn von 1); 1957 in die Familienholding Friedrich Flick KG aufgenommen, wurde er 1961 von seinem Vater zum alleinigen persönlich haftenden Gesellschafter ernannt. Sein Bruder Otto Ernst (* 1916, ✝ 1974) musste 1966 nach gerichtlichen Auseinandersetzungen gegen eine Abfindung aus dem Flick-Konzern ausscheiden. Flick erhielt 1975 die alleinige Verfügungsgewalt über den Konzern, nachdem weitere Familienmitglieder die Konzernleitung verlassen hatten. Im selben Jahr veräußerte Flick 29 % des Daimler-Benz-Kapitals (nominell 344 Mio. DM) und erwarb in den folgenden Jahren mit dem Erlös zahlreicher Beteiligungen (u. a. am US-amerikanischen Chemieunternehmen W. R. Grace & Company), wobei die Tatsache auf heftige öffentliche Kritik stieß, dass Flick rd. 1,5 Mrd. DM wegen »besonderer volkswirtschaftlicher Förderungswürdigkeit« weitgehend steuerfrei reinvestieren konnte. Die Praxis des Flick-Konzerns, CDU, CSU, FDP und in geringerem Maße auch der SPD (steuerbegünstigte) Spenden zukommen zu lassen (1969-80: insgesamt 25,8 Mio. DM) führte zur Parteispendenaffäre, um deren Klärung sich der Flick-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages bemühte und in deren Gefolge der Flick-Manager E. von Brauchitsch sowie die ehemaligen Wirtschaftsminister H. Friderichs und O. Graf Lambsdorff wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurden. Angesichts des durch die Parteispendenaffäre geschädigten öffentlichen Ansehens und der auf Flick zukommenden Erbersatzsteuer für die am Kapital beteiligten drei Flick-Familienstiftungen verkaufte Flick Ende 1985 den Konzern, der seit 1977 als F. Flick Industrieverwaltung KGaA firmierte, an die Deutsche Bank AG. Diese veräußerte die Beteiligungen an der Daimler-Benz AG und an der W. R. Grace & Company separat und platzierte die übrigen Aktien an der Börse. (FPB Holding AG)
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Flịck, der; -[e]s, -e (landsch.): Flicken: der Mann sah den F. am Ärmel (Fussenegger, Haus 385).
Universal-Lexikon. 2012.