Frauenlob,
eigentlich Heinrich von Meißen, mittelhochdeutscher Dichter, * Meißen um 1250/60, ✝ Mainz 29. 11. 1318; nannte sich selbst Frauenlob, als Rufname erscheint Heinrich, als Herkunftsbezeichnung einmal »von Meißen«. Aus seinen Liedern geht hervor, dass er sich am böhmischen, kärntnerischen, niederbayrischen, schlesischen und brandenburgischen Fürstenhof und vielen anderen Höfen im Norden und Osten des deutschen Sprachgebiets aufhielt; begraben ist er im Kreuzgang des Mainzer Doms. Von ihm sind überliefert: drei Leichs (Minne-, Kreuz-, Marienleich), etwa 450 (davon 316 als echt anerkannte) Spruchstrophen in 15 Tönen sowie 13 Minnelieder in metaphern- und bilderreicher Sprache und manieristischer Form; sein dunkler Stil ist im deutschen Mittelalter einzigartig. Die Melodien zeigen Frauenlob als virtuosen Gestalter der Monodie v. a. in den Leichstrophen. Man schrieb ihm die Gründung der ersten Meistersingerschule in Mainz zu; in der Colmarer Liederhandschrift sind über 1 000 Strophen in 22 ihm zugeschriebenen Tönen verzeichnet. Er galt als einer der zwölf alten Meister, und in seinen Tönen ist bis zum Ende der Meistersinger-Gesellschaften gedichtet worden.
Ausgaben: Leiche, Sprüche, Streitgedichte und Lieder, herausgegeben von L. Ettmüller (1843, Nachdruck Amsterdam 1966); Leichs, Sangsprüche, Lieder, herausgegeben von K. Stackmann u. a., 2 Bände (1981).
Universal-Lexikon. 2012.