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Frauensprache
Frauensprache,
 
1) Ethnolinguistik: durch Tabu- oder Höflichkeitsvorschriften bedingte Besonderheiten einer nur von Frauen verwendeten Sprache oder Sprachform, die sich z. B. durch Meidung bestimmter Termini äußern kann; so war die lateinische Beteuerungsformel »ecastor« (»bei Kastor«) Frauen vorbehalten, im Unterschied zur entsprechenden Formel »medius fidius« (»bei Gott«), die nur von Männern verwendet wurde. - Im Japanischen und Chinesischen existieren im Rahmen der »Rangsprachen« bestimmte, nur auf Frauen bezogene sprachliche Codes.
 
 2) Pragmalinguistik: Bestrebungen seit Mitte der 1970er-Jahre, die eine der Rolle der Frau im sozialen und politischen Leben (im Hinblick auf absolute gesellschaftliche Gleichstellung) Rechnung tragende Sprache fordern. Verwiesen wird dabei auf eine noch vorwiegend an patriarchalischen Modellen orientierte Sprache, die Interdependenz von Sprache, Denken und Handeln und - im Zusammenhang damit - auf die bewusstseinsbildende Funktion der bestehenden sprachlichen »Normen« im Sinne einer Benachteiligung der Frau. Im Zuge dieser - kontrovers diskutierten - Tendenzen wird (z. B. entsprechend sprachlicher Prägungen wie »Kauffrau« zu »Kaufmann«) u. a. die Umarbeitung von Gesetzestexten und Verordnungen gefordert.
 
Literatur:
 
P. M. Smith: Language, the sexes and society (Oxford 1985);
 S. Trömel-Plötz: F. - Sprache der Veränderung (68.-70. Tsd. 1994).

Universal-Lexikon. 2012.