Akademik

Garibaldi
Garibạldi,
 
Giuseppe, italienischer Freiheitskämpfer und Politiker, * Nizza 4. 7. 1807, ✝ Caprera 2. 6. 1882, Sohn einer Fischerfamilie; diente zunächst in der Marine des Königreichs Sardinien-Piemont, schloss sich 1833 G. Mazzini und dessen Bewegung »Giovine Italia« an. 1834, nach einem missglückten Aufstandsversuch gegen die Monarchie, wurde er von einem piemontesischen Gericht zum Tode verurteilt und flüchtete über Frankreich nach Südamerika, wo er in verschiedenen Bürgerkriegen mitkämpfte und Erfahrungen im Guerillakampf sammelte.
 
Bei Ausbruch der Revolution 1848 kehrte Garibaldi nach Italien zurück, kämpfte mit einem Freikorps in der Lombardei gegen die Österreicher, dann im aufständischen Rom. Nach der Ausrufung der römischen Republik im Februar 1849 leitete er deren Verteidigung gegen die intervenierenden französischen und bourbonischen Truppen, konnte diese jedoch nicht aufhalten und musste erneut ins Exil nach Amerika gehen. 1854 durfte er nach Piemont zurückkehren und lebte als Landwirt auf der Insel Caprera. Bald schloss er sich jedoch wieder der italienischen Freiheitsbewegung an und erklärte sich bereit, als »Vernunftmonarchist« unter Viktor Emanuel II. für eine italienische Einigung zu wirken. 1859 Führer eines Alpenjägerkorps, unternahm Garibaldi 1860 mit C. Cavours Unterstützung den »Zug der Tausend« gegen Sizilien. In kurzer Zeit eroberte er die ganze Insel, setzte auf das Festland über und stürzte mit den von Norden anrückenden Piemontesen auch hier die Bourbonenherrschaft; am 7. 11. zog er neben König Viktor Emanuel II. in Neapel ein. Damit war die grundlegende Voraussetzung für die Schaffung eines Königreichs Italien gegeben. Garibaldis ungestümer Revolutionsgeist brachte ihn bald in Widerspruch zu Cavour und zur italienischen Regierung. Der Versuch Garibaldis, den unter französischem Schutz stehenden Kirchenstaat zu besetzen, scheiterte 1862 bei Aspromonte am Widerstand der königlich-italienischen, 1867 bei Mentana an dem der französischen Truppen. Im Krieg gegen Österreich führte Garibaldi erneut ein Freiwilligenkorps. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 leistete er der neuen französischen Republik mit seinen Freiwilligen militärischen Beistand. Garibaldi war sogar für kurze Zeit Mitglied der französischen Nationalversammlung.
 
Garibaldi ist neben Cavour, Viktor Emanuel II. und Mazzini Hauptgestalt des Risorgimento. Ruhm, Erfolg und Volkstümlichkeit verdankte er dem Schwung, mit dem er seine Freischaren (»Garibaldini«) zu führen und zu begeistern verstand. Innenpolitisch schwankte er zwischen dem König und Mazzini, bis er sich, häufig enttäuscht von der politischen Entwicklung des jungen italienischen Nationalstaats, mit seinen Anhängern im italienischen Parlament schließlich auf der äußersten Linken hielt. - Die Memoiren (»Memorie autobiografiche«, 1888) von Garibaldi, der auch vier Romane verfasste, erschienen 1909 in deutscher Übersetzung.
 
Ausgabe: Edizione nazionale degli scritti di G. Garibaldi, 6 Bände (1932-37).
 
Literatur:
 
G. M. Trevelyan: G. and the thousand (London 31909, Nachdr. New York 1979);
 D. Mack Smith: G. (New York 1956, Nachdr. Westport, Conn., 1982);
 D. Mack Smith: Cavour and G., 1860 (Neuausg. Cambridge 1985);
 R. Ugolini: G. Genesi di uno mito (Rom 1982);
 F. Hausmann: G. Die Gesch. eines Abenteurers, der Italien zur Einheit verhalf (1985).
 

Universal-Lexikon. 2012.