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Nichts
Leere; gähnende Leere (umgangssprachlich); kein Funke (umgangssprachlich); nicht das Mindeste; Vakuum; Lücke; keine Spur (umgangssprachlich)

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nichts [nɪçts̮] <Indefinitpronomen>:
a) bringt die vollständige Abwesenheit, das absolute Nichtvorhandensein von etwas zum Ausdruck; nicht das Mindeste, Geringste; in keiner Weise etwas:
nichts sagen; nichts zu essen haben; sie will nichts mehr davon hören; er ist mit nichts zufrieden; absolut nichts; nichts von alledem.
Syn.: gar nichts.
b) kein Ding, keine Sache:
sie kauft nichts Unnötiges; nichts dergleichen; nichts weiter; er spricht von nichts anderem mehr.

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nịchts 〈Indefinitpron.; undekl.〉
1. kein Ding, kein Lebewesen, nicht etwas
2. nicht das Mindeste, nicht die Spur
● was hast du gesehen? \nichts!; was weißt du von ...? \nichts!; mir \nichts, dir \nichts ohne weiteres, so einfach (ohne zu fragen); du kannst doch nicht so mir \nichts dir \nichts davonlaufen! ● es kann \nichts anderes gewesen sein; ich weiß \nichts Besseres; ich ahnte \nichts Böses, Gutes; er weiß auch \nichts Genaues, Näheres; es gibt \nichts Neues; ich kenne \nichts Schöneres als ... ● ich konnte \nichts erfahren; ich fürchte \nichts, weil ich \nichts habe (Luther); wir wollen \nichts unversucht lassen; das macht, tut, schadet \nichts ist nicht (so) schlimm; ich will \nichts gesagt haben; er hat \nichts getan; der Hund tut \nichts beißt nicht; er weiß auch \nichts; daraus wird \nichts! ● \nichts ahnend = nichtsahnend; \nichts bedeutend = nichtsbedeutend; \nichts sagend = nichtssagend; weiter \nichts? ist das alles?; \nichts weiter das ist alles; wenn es weiter \nichts ist ... ich war auf Schlimmeres gefasst; sie ist \nichts weniger als schön 〈verstärkende Verneinung〉 gar nicht schön; \nichts wert sein ● \nichts als Ärger hat man mit dir; er lässt \nichts auf seinen Kollegen kommen 〈umg.〉 er verteidigt ihn gegenüber Kritik; aus \nichts wird \nichts 〈Sprichw.〉 wenn man sich nicht anstrengt, kommt man nicht weiter; \nichts da! 〈umg.〉 das kommt nicht in Frage, das könnte dir so passen!; mir liegt \nichts daran ich möchte es nicht, habe keine Lust dazu; ich mache mir \nichts daraus es interessiert mich nicht, kränkt mich nicht; ich esse es nicht gern; ich habe \nichts davon keinen Gewinn; \nichts dergleichen; er will sich durch \nichts davon abbringen lassen; durchaus \nichts; da habe ich mich für \nichts so beeilt umsonst, vergebens; \nichts für ungut! nimm es mir nicht übel!; für, um \nichts und wieder \nichts nutzlos, umsonst; ganz und gar \nichts, (rein) gar \nichts 〈verstärkend〉; sich in \nichts auflösen; sich in \nichts voneinander unterscheiden; du bist aber auch mit \nichts zufrieden; das Geschenk sieht nach \nichts aus 〈umg.〉 ist wenig eindrucksvoll; alles oder \nichts!; sonst \nichts?; viel Lärm um \nichts; wenn ich das tue, bin ich um \nichts besser daran; um \nichts in der Welt um keinen Preis, unter keinen Umständen; er spricht von \nichts anderem (so begeistert ist er davon); das ist \nichts von Bedeutung, Belang das ist nicht wichtig; von \nichts kommt \nichts, 〈od.〉 wird \nichts 〈Sprichw.〉 wenn man sich nicht anstrengt, kommt man nicht weiter; 〈od.〉 ohne eine ausreichende Basis kann nichts Neues, Gutes erschaffen werden; es gibt \nichts, was ihn aus der Ruhe bringen könnte; er verschlang das Stück Kuchen wie \nichts 〈umg.〉 sehr schnell; ich habe so gut wie \nichts gegessen ganz wenig; das tut \nichts zur Sache das verändert die Sache nicht, hat keine Bedeutung; es zu \nichts bringen keinen Erfolg haben, nicht vorwärtskommen im Leben; \nichts zu danken! (als Antwort auf Dank); zu \nichts kommen nichts erreichen, im Leben nicht vorwärtskommen; (da ist leider) \nichts zu machen! 〈umg.〉 ich bedauere, aber diese Sache kann nicht mehr geändert werden; zu \nichts nütze sein; \nichts zu essen haben; da ist \nichts zu wollen, zu machen man muss es hinnehmen, man kann es nicht ändern [<mhd. niht(e)s aus der Verstärkung von niht (→ nicht) zu nihtesniht „nichts von nichts“ unter Fortfall des zweiten Ausdrucks der Negation]

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nịchts <Indefinitpron.> [mhd. niht(e)s, eigtl. Gen. Sg. von: niht (1nicht), entstanden aus der Verstärkung mhd. nihtes niht = nichts von nichts]:
a) bringt die vollständige Abwesenheit, das absolute Nichtvorhandensein von etwas zum Ausdruck; nicht das Mindeste, Geringste; in keiner Weise etwas:
n. sagen;
n. hören können;
alles oder n.;
n. wollen;
(verstärkt:) überhaupt n.;
absolut n.;
ein n. ahnender Besucher;
n. von alledem;
R von n. kommt n.;
n. da! (ugs.; das kommt nicht infrage!);
für nichts und wieder nichts (ohne irgendeine Wirkung, irgendeinen Erfolg; umsonst, vergeblich);
b) kein Ding, keine Sache:
es gibt n. Neues;
n. dergleichen;
n. weiter.

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Nichts,
 
lateinisch Nihil, in der Philosophie sowohl Bezeichnung für die logisch-begriffliche Verneinung des Seins als auch Gegenbegriff zu real Seiendem beziehungsweise Existenz, der im Sinne einer Negation (Nichtsein), einer Privation (Beraubung, Entbehrung) oder einer nicht entfalteten Potenz (Noch-nicht-Sein) verstanden werden kann.
 
In der Ontologie (Seinslehre) der Antike versuchen Parmenides von Elea, Demokrit und Platon, das Sein (als allgemeinen Inbegriff der Welt) auch von seinem denkbaren Gegenpol aus zu erfassen. Das Nichts ist nicht nichts, sondern eine Kategorie, die über das konkrete Dasein hinausgeht und für seine Erklärung einen übergeordneten Verständnisansatz bildet: z. B. dann, wenn das Leben des Einzelnen von dessen Sterblichkeit beziehungsweise Tod (Nichtsein) aus verstanden werden soll.
 
Mit Aristoteles wird der Begriff Nichts zunehmend formalisiert beziehungsweise - bei Abstraktion von allen Erkenntnisinhalten - als logische Kategorie (Negation) gedacht, die keine besonderen Prädikate mehr enthält und auch von besonderer Bedeutung für die allen Wissenschaften gemeinsamen Axiome, z. B. den Satz des Widerspruchs, ist. Plotin führt den eleatischen Gedanken fort, die Entwicklung des Daseins als ein Werden zu begreifen, das von der dialektischen Spannung zwischen Sein und Nichts lebt.
 
Die Patristik fasst die Idee des Nichts weitgehend theologisch als überzeitliche Dimension auf, aus der heraus Gott die Welt erschaffen hat (Augustinus; Creatio ex nihilo). J. Duns Scotus unterscheidet für die Scholastik zwischen relativem und absolutem Nichts, wobei Letzterem auch die Möglichkeit des Seins fehlt. In der Mystik (Meister Eckhart, J. Böhme) wird das Nichts (diese Welt) als die Wurzel des Bösen gesehen. In anderer Hinsicht dient das »Nichts« zur Charakterisierung des menschlichen Intellekts und der Seele, insofern sie mit der erkennbaren Welt nichts gemein haben, sondern dem Göttlichen verwandt und zugewendet sind.
 
Im Idealismus verwendet G. W. F. Hegel den Begriff des Nichts zur Bezeichnung des reinen Seins als »das unbestimmte Unmittelbare« (»Wissenschaft der Logik«, 1812-16). Für die Existenzphilosophien des 19. Jahrhunderts (S. Kierkegaard) und des 20. Jahrhunderts (M. Heidegger) offenbart sich dem Einzelnen das Nichts in der Angst und wird ihm in Grenzerfahrungen zugleich als labiler Grund seines Daseins bewusst. Bei J.-P. Sartre besteht das Wesen der menschlichen Existenz im Selbstbewusstsein des Individuums, dessen Freiheit im Nichts wurzelt.
 
Literatur:
 
G. Kahl-Furthmann: Das Problem des Nicht (21968);
 G. Keil: Grundriß der Ontologie (21984);
 G. Lührs: Die Schöpfung aus dem N. (Zürich 1986);
 W. G. Neumann: Die Philosophie des N. in der Moderne. Sein u. N. bei Hegel, Marx, Heidegger u. Sartre (1989).

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Nịchts, das; -, -e: 1. <o. Pl.> a) (Philos.) absolutes Nichtsein; Gegensatz zum Sein u. zum Seienden: das absolute, reine N.; nach der Bibel hat Gott die Welt aus dem N. erschaffen; b) als leer gedachter Raum [des Alls]: plötzlich stand er vor einem Abgrund, ein gähnendes N. tat sich vor ihm auf; sie war wie aus dem N. aufgetaucht (man hatte sie nicht kommen sehen). 2. <o. Pl.> verschwindend geringe Menge, Anzahl (von etw. Bestimmtem): er kaufte das Grundstück für ein N. (für eine sehr geringe Summe); *vor dem N. stehen (plötzlich, durch einen bestimmten Umstand mittellos geworden sein, allen Besitz verloren haben); ein N. an/von etw. sein (in seiner Ausführung, Form, Gestalt o. Ä. sehr klein, unscheinbar o. ä. sein): Lozé ... auf einem Stuhle sitzend, ein N. an Leib (Maass, Gouffé 237); sie trug ein N. von einem Bikini. 3. (abwertend) Mensch, der keinerlei Achtung genießt, den keiner respektiert, der keine soziale Stellung hat o. Ä.: die Frau hat ihn ... merken lassen ..., dass er ein N. war (Aberle, Stehkneipen 21).

Universal-Lexikon. 2012.