Honorius,
eigentlich Flavius Honorius, weströmischer Kaiser (seit 395), * Konstantinopel 9. 9. 384, ✝ Ravenna 15. 8. 423; jüngerer Sohn Theodosius' I., wurde 393 zum Augustus ausgerufen und übernahm im Todesjahr seines Vaters (395) die Herrschaft als erster Kaiser des Weströmischen Reiches; sein Bruder Arkadios erhielt Ostrom. Honorius residierte zuerst in Mailand, seit 402 in Ravenna und überließ bis 408 die Regentschaft seinem Reichsverweser Stilicho. Nach dessen Sturz führten Usurpationen, Germaneneinfall (410 Einnahme Roms durch die Westgoten unter Alarich I.) sowie religiöse und politische Machtkämpfe der Großen das westliche Reich in eine Krise, die der schwache Herrscher nicht meistern konnte. 421 erhob er seinen Heermeister und Schwager (den Gatten der Galla Placidia) Constantius (III.) zum Augustus und Mitregenten.
Honorius,
Päpste:
1) Honorius I. (625-638), ✝ 12. 10. 638; aus kampanischem Adel; gab in den christologischen Auseinandersetzungen eine monotheletisch klingende Glaubensformel ab (Monotheletismus) und wurde deshalb auf dem 3. Konzil von Konstantinopel 681 als ein Urheber der monotheletischen Häresie verdammt und bis ins 11. Jahrhundert hinein unter den Ketzern aufgeführt. Aus diesem Sachverhalt erwuchs die Honoriusfrage (Causa Honorii), ob ein Papst in einer Glaubensfrage irren könne, die im Kampf um die päpstliche Unfehlbarkeit eine wichtige Rolle spielte. Die neuere Forschung sieht in den Äußerungen des Honorius keine lehramtlichen Entscheidungen.
P. Stockmeier: Der Fall des Papstes H. u. das 1. Vatikan. Konzil, in: Hundert Jahre nach dem Ersten Vatikanum, hg. v. G. Schwaiger (1970);
2) Honorius (II.), Gegenpapst (1061-64), früher Cạdalus, * bei Verona um 1009, ✝ Parma 1072 (?); 1045 Bischof von Parma; wurde von deutschen und lombardischen Bischöfen im Einvernehmen mit dem königlichen Hof gegen Alexander II. erhoben. Er konnte sich jedoch nicht durchsetzen und wurde auf der Synode von Mantua im Mai 1064 von seinen Anhängern fallen gelassen.
3) Honorius II. (1124-30), früher Lạmbert, * Fiagnano, ✝ Rom (?) 13. 2. 1130; 1117 Kardinalbischof von Ostia; war als Legat in Deutschland am Abschluss des Wormser Konkordats beteiligt. Er unterstützte König Lothar III. gegen den Staufer Konrad III., den er bannte; musste trotz seines Vorgehens gegen die Normannen 1128 Roger II. von Sizilien mit Apulien belehnen; bestätigte 1126 den Prämonstratenserorden.
4) Honorius III. (1216-27), früher Cencio Savẹlli, * Rom um 1150, ✝ ebenda 18. 3. 1227; 1188 päpstlicher Schatzmeister, 1193 Kardinal; erstrebte den Ausgleich zwischen Frankreich und England und das Zusammenwirken von Papsttum und Kaisertum, um den auf dem 4. Laterankonzil (1215) beschlossenen Kreuzzug zu ermöglichen. Honorius bestätigte die Orden der Dominikaner (1216), Franziskaner (1223) und Karmeliten (1226).
5) Honorius IV. (1285-87), früher Jacobus Savẹlli, * Rom 1210, ✝ ebenda 3. 4. 1287; 1261 Kardinal; kämpfte für die päpstliche Lehnshoheit über Sizilien gegen Peter III. von Aragonien und unterstützte die Anjou in Neapel; förderte die Bettelorden.
Universal-Lexikon. 2012.