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Knut der Große
Knut der Große
 
Seit dem Ende des 10. Jahrhunderts sah sich das angelsächsische England erneut einer tödlichen Bedrohung ausgesetzt, als die Wikingerangriffe unter Führung des skandinavischen Königtums wieder auflebten. So gelang es dem dänischen König Svend Gabelbart, der 1013 an der Spitze eines Invasionsheeres bei Sandwich gelandet war, bis zum Ende des Jahres den angelsächsischen Widerstand zu brechen. Der glücklos operierende König Ethelred II. (»der Unberatene«) sah sich genötigt, das Land zu verlassen und mit seiner Familie an den Hof seines Schwagers, des Herzogs der Normandie, zu fliehen. Als König Svend Gabelbart bereits 1014 starb, übernahm dessen jüngerer Sohn Knut die Führung der in England verbliebenen Armee, setzte sich in wechselvollen Kämpfen gegen den wieder aufflammenden angelsächsischen Widerstand unter Edmund Ironside, dem Sohn König Ethelreds, durch und wurde nach dessen Tod (1017) als König Knut I. in ganz England anerkannt.
 
Als Knut 1018 auch in Dänemark die Königsherrschaft übernahm, entstand so ein skandinavisches Großreich, das neben England, Dänemark, Schonen und Teilen der Ostseeküste zeitweise auch Norwegen mit den zugehörigen Inselgruppen im Atlantik umfasste. Um die Legitimitätsbasis seiner Herrschaft zu stärken, heiratete Knut die Witwe König Ethelreds, die normannische Prinzessin Emma, und betrieb zudem eine konsequente Aussöhnungspolitik zwischen Angelsachsen und Skandinaviern, die zur weitgehenden Integration der beiden Volksgruppen unter dem gemeinsamen Königtum führte. Herrschaftspolitisch stützte er sich dabei vor allem auf die Kirche, die er großzügig durch Schenkungen und Privilegien förderte und zur Missionsarbeit in den skandinavischen Landesteilen ermunterte. Die Sicherheit des Reiches wurde durch ständig patroullierende Flottenverbände und ein Berufsheer von 3000 Gefolgsleuten des Königs (»huskarle«) gewährleistet. Außenpolitisch lehnte sich Knut eng an Kaiser Konrad II. an, der ihm die dänische Mark nördlich der Eider mit dem Handelszentrum Haithabu-Schleswig abtrat und zudem einer Heirat zwischen seinem Sohn, dem späteren Kaiser Heinrich III., und Knuts Tochter Gunhild zustimmte.
 
Nach König Knuts Tod (1035) brach jedoch das von ihm geschaffene Großreich schnell zusammen. Während Dänemark unter die Kontrolle des norwegischen Königtums geriet, gelangte in England 1042 mit Eduard dem Bekenner die angelsächsische Königsdynastie wieder zur Herrschaft (bis 1066).

Universal-Lexikon. 2012.