Akademik

Angelsachsen
Ạn|gel|sach|sen 〈[ -ks-] Pl.; Sammelbez. für〉 die germanischen Stämme der Angeln, Sachsen u. Jüten

* * *

Ạngelsachsen,
 
1) die germanischen Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten, die seit Beginn des 5. Jahrhunderts vom Festland aus (Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein) mit der Eroberung Britanniens begannen und den Hauptteil des englischen Volkes bilden. Archäologische Bodenfunde bezeugen die engen Beziehungen zwischen der ehemaligen Heimat und England noch bis ins 6. Jahrhundert. Während in der Zeit vom 4. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts noch viele germanische, v. a. sächsische Söldner im spätrömischen Heer Britanniens Dienst leisteten, ließen sich seit dem frühen 5. Jahrhundert in Ostanglien (nördlich der Themse) freie angelsächsische Siedler nieder, die v. a. aus dem Elbmündungsgebiet stammten. Sie bestatteten ihre Toten in großen Urnenfriedhöfen. Erst als sich um 442 die letzten sächsischen Söldner unter ihren Führern (Sagen über Hengist und Horsa) gegen die römische Militärorganisation auflehnten, fiel Britannien unter angelsächsischem Herrschaft: Ganz Mittel- und Südengland wurde nun von den Angelsachsen besiedelt. Die germanischen Einwanderer stießen dabei mehrfach mit der einheimischen romanobritische Vorbevölkerung zusammen (Artus) und drängten diese schließlich nach Westen ab; andere Teile wanderten im 5. Jahrhundert in die Bretagne aus. Aus zahlreichen kleinen Landnahmeverbänden bildeten sich seit dem 6. Jahrhundert - zum Teil unter skandinavischer Einfluss - sieben angelsächsische Reiche mit Königen an der Spitze: Kent, Sussex, Essex, Wessex, East Anglia, Mercia, Northumbria. Erst unter König Egbert von Wessex (802-839) wurde der Grund zu einem englischen Einheitsstaat gelegt. Die Christianisierung der Angelsachsen begann 596/597 in Kent (Errichtung des Bistums Canterbury); sie ging teilweise vom Festland, teilweise von iroschottischem Gebiet aus. Seit dem späten 7. Jahrhundert begannen umgekehrt angelsächsische Missionare ihre Tätigkeit bei den Germanen des Festlandes (Willibrord, Bonifatius). Gleichzeitig gelangte insularer Kunsteinfluss auf den Kontinent (Tassilokelch). Der angelsächsische Widerstand gegen den Einfall der Wikinger ging im 9. Jahrhundert v. a. von Wessex aus, dessen König Alfred der Große (871-899) die Dänen unter Guthrum 878 bei Edington besiegte und ihre Macht zeitweilig auf das Danelaw beschränken konnte. Nach erneuten Kriegszügen (besonders 1013 unter Sven Gabelbart) beherrschten die Dänen jedoch 1016-42 England. Zwar gelang den Angelsachsen unter ihrem König Harold II. 1066 ein Sieg über die bei Yorkshire eingefallenen Norweger unter Harald III. Hardråde, doch wurden sie noch im selben Jahr in der Schlacht bei Hastings von den Normannen unter Wilhelm dem Eroberer unterworfen. (Großbritannien und Nordirland, Geschichte)
 
Literatur:
 
N. Åberg: The Anglo-Saxons in England during the early centuries after the invasion (a. d. Schwed., Uppsala 1926);
 E. T. Leeds: Early Anglo-Saxon art and archaeology (Oxford 1936, Nachdr. Westport, Conn., 1970);
 T. D. Kendrick: Anglo-Saxon art to A. D. 900 (London 1938, Nachdr. New York 1972);
 R. H. Hodgkin: A history of the Anglo-Saxons (London 31952);
 D. M. Wilson: The Anglo-Saxons (New York 1960);
 S. Chadwick-Hawkes u. G. C. Dunning in: Berichte der Röm.-German. Kommission, Bd. 43/44 (1962/63);
 V. I. Evison: The fifth-century invasions south of the Thames (London 1965);
 
Angles, Saxons and Jutes, hg. v. V. I. Evison: (Oxford u. New York 1981);
 J. N. L. Myres: Anglo-Saxon pottery and the settlement of England (Oxford 1969);
 F. M. Stenton: Anglo-Saxon England (Oxford 31971);
 
Sachsen u. A., hg. v. C. Ahrens, Ausst.-Kat. (1978);
 D. M. Wilson: Angelsächs. Kunst (a. d. Engl., 1986);
 T. Capelle: Archäologie der A. (1990).
 
 2) in den USA Bezeichnung für aus England stammende Amerikaner.
 

Universal-Lexikon. 2012.