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Konferenz von Jalta
Konferenz von Jalta
 
Als sich Roosevelt, Churchill und Stalin nach der Konferenz von Teheran im November 1943 zum zweiten Mal trafen, diesmal in Jalta auf der Krim vom 4. bis zum 11. Februar 1945, standen die alliierten Armeen bereits an den Grenzen des Deutschen Reiches; eine letzte, aussichtslose deutsche Offensive in den Ardennen, von der sich Hitler eine Kriegswende erhofft hatte, war nach wenigen Tagen im Dezember 1944 zusammengebrochen. An der Ostfront waren die sowjetischen Armeen zum Großangriff auf Ostpreußen, Schlesien und Berlin angetreten.
 
Im Vordergrund der Gespräche der »Großen Drei« standen Überlegungen zur Nachkriegsordnung in Deutschland ebenso wie zur Gestaltung des neuen polnischen Staates und seiner Grenzen sowie der übrigen befreiten europäischen Staaten. Stalin versicherte, dass die Sowjetunion zwei bis drei Monate nach der Kapitulation Deutschlands in den Krieg gegen Japan eintreten werde.
 
Man einigte sich nach kontrovers geführten Debatten, die »vollständige Entwaffnung, Entmilitarisierung und Entnazifizierung« Deutschlands durchzuführen und das besetzte Land gemäß den Vorschlägen der »Europäischen Beratenden Kommission« in Besatzungszonen aufzuteilen. Frankreich sollte eine vierte Besatzungszone erhalten, die aus der britischen und der amerikanischen Zone herausgetrennt werden sollte. Eine weitere Kommission wurde eingerichtet, die Vorschläge über die Höhe der deutschen Reparationen auszuarbeiten hatte.
 
Lange umstritten war auch die polnische Frage. Schließlich gelang ein Kompromiss: Eine bis zu den Wahlen gebildete provisorische polnische Regierung sollte sich aus Mitgliedern des von den Sowjets gestützten kommunistischen »Lubliner Komitees« und der Londoner Exilregierung zusammensetzen. Die Ostgrenze Polens sollte die Curzon-Linie bilden, die etwa der zwischen Hitler und Stalin 1939 festgelegten Demarkationsgrenze entsprach. Über die endgültige Festlegung der Westgrenze Polens und der abzutretenden deutschen Ostgebiete wurde noch keine Einigung erzielt. Die Westmächte stimmten jedoch mit Stalin darin überein, dass Polen »beträchtlichen« Gebietszuwachs im Westen als Ausgleich für das verlorene Gebiet im Osten erhalten müsse. Stalin sprach bereits von der Oder-Neiße-Grenze.
 
Die »Großen Drei« verpflichteten sich in Jalta zwar ausdrücklich, allen Staaten im befreiten Europa die Möglichkeit zu geben, sich nach eigener Wahl demokratische Einrichtungen zu schaffen, doch Stalin machte bereits in Jalta deutlich, dass er in den durch die Rote Armee befreiten Ländern Ost- und Südosteuropas diese Bestimmungen ganz zu seinem Vorteil auszulegen entschlossen war. Ferner kam es in Jalta zu einem Kompromiss über die geplante Gründung der Vereinten Nationen; den Großmächten wurde ein Vetorecht zugestanden.

Universal-Lexikon. 2012.