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Marsilius von Padua
Marsilius von Padua,
 
eigentlich Marsilio dei Mainardini, italienischer Staatstheoretiker, * Padua um 1275, ✝ München 1342 oder 1343; 1313 Rektor der Universität Paris. In der Schrift »Defensor pacis« (1324) wandte er sich gegen den weltlichen Herrschaftsanspruch des Papstes und entwickelte eine auf die Volkssouveränität gegründete Staatslehre, verbunden mit Forderungen nach Unabhängigkeit der staatlichen Gewalt von der kirchlichen und nach einem allgemeinen Konzil. Nach Bekanntwerden der Verfasserschaft (1326) floh Marsilius nach Nürnberg zu Ludwig IV., dem Bayern, dessen Berater er wurde. 1327 wurden fünf Thesen des »Defensor pacis« für häretisch erklärt und Marsilius als Ketzer verurteilt. In seinem »Tractatus de iurisdictione imperatoris« (1342) unterstellt er das Eherecht dem weltlichen Herrscher und billigt ihm das Scheidungsrecht zu. - Marsilius, theoretisch von der aristotelischen Staatslehre und dem Averroismus beeinflusst, galt später einerseits als gläubiger kirchlicher Reformator, andererseits als irreligiöser Vorgänger N. Machiavellis und hat die moderne weltliche Staatstheorie mitgeprägt.
 
Literatur:
 
H. Segall: Der »Defensor Pacis« des M. v. P. Grundfragen der Interpretation (1959);
 A. Gewirth: M. of P. and medieval political philosophy (Neuausg. New York 1979);
 M. Löffelberger: M. v. P. Das Verhältnis zw. Kirche u. Staat im »Defensor pacis« (1992).

Universal-Lexikon. 2012.