Neuwied,
1) Kreisstadt in Rheinland-Pfalz, am rechten Ufer des Mittelrheins (7 km langer Hochwasserschutzdeich), an der Wiedmündung im Neuwieder Becken (60 m über dem Meeresspiegel) und auf den Randhöhen (340 m über dem Meeresspiegel), 67 500 Einwohner; Kreismuseum, Museum für die Archäologie des Eiszeitalters (in Niederbieber-Segendorf), zoologischer Garten. Zwischen Koblenz und Bonn ist Neuwied das wichtigste Wirtschaftszentrum am Rhein, mit Walzblechindustrie, Maschinenbau, Verbandstoff- und Klebstoffindustrie, Verpackungs-, Elektronik- und Bimssteinindustrie; Rheinbrücke (erbaut 1978) zwischen Neuwied und Weißenthurm.
Das Anfang des 12. Jahrhunderts gegründete Prämonstratenserkloster Rommersdorf (heute Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz) befindet sich im Stadtteil Heimbach-Weis; die ehemalige Klosterkirche ist durch Umbauten stark verändert; Klosteranlage mit Abtskapelle (1219 geweiht) und Kapitelsaal (13. Jahrhundert). In Engers ehemaliges Schloss der Kurfürsten von Trier (1758-62 nach Plänen von J. Seitz an der Stelle einer Burg errichtet; heute Sitz der Akademie für Kammermusik der rheinland-pfälzischen Stiftung Villa Musica e. V.), im Festsaal reiche Stuckaturen und Deckengemälde von Januarius Zick (1760). - Vorgeschichtliche Funde im Stadtteil Gönnersdorf.
Die Stadt wurde seit 1653 neben dem Schloss (1648 begonnen, 1693 zerstört, 1707 ff. Neubauten um einen Ehrenhof) von den Grafen von Wied als Idealstadt angelegt. Aufgrund eines Toleranzedikts gegenüber allen christlichen Bekenntnissen (1662) blühte Neuwied rasch auf und wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts u. a. ein Zentrum der Kunsttischlerei. Außerdem gewann die Eisen gewinnende und verarbeitende Industrie Bedeutung. 1806 fiel Neuwied an Nassau, 1815 an Preußen.
2) Landkreis im Regierungsbezirk Koblenz, Rheinland-Pfalz, 627 km2, 183 900 Einwohner Der Kreis erstreckt sich am rechten Ufer des Mittelrheins. Der größte Flächenanteil entfällt auf den Vorderen Westerwald (Naturpark Rhein-Westerwald), der Südteil liegt im Neuwieder Becken. 39 % der Kreisfläche sind bewaldet. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Dauergrünland. In der Engtalstrecke des unteren Mittelrheins wird zum Teil Wein angebaut. Die Städte Neuwied, Bad Hönningen, Linz am Rhein und Unkel liegen im Rheintal, die Stadt Dierdorf im Vorderen Westerwald.
Universal-Lexikon. 2012.