Olivier
[ɔli'vje],
1) Friedrich, Maler und Zeichner, * Dessau 23. 4. 1791, ✝ ebenda 5. 9. 1859, Bruder von 2) und 3); folgte 1817 J. Schnorr von Carolsfeld nach Rom, schloss sich hier den Nazarenern an und zeichnete italienische Landschaften und Bauten, auch mehrere Porträts. Seit 1823 wieder in Wien, malte Olivier Porträts, auch Landschaften mit Figuren, v. a. mit religiöser Thematik in herber, ausdrucksvoller Formenstrenge. In München (ab 1829) war Olivier Mitarbeiter Schnorrs bei den Fresken am Königsbau der Residenz; hier malte er Landschaften mit Motiven aus dem Inntal und vom Kochelsee (»Das Loisachtal«, 1842-45; München, Neue Pinakothek).
2) Heinrich, Maler, * Dessau 1783, ✝ Berlin 3. 3. 1848, Bruder von 1) und 3); ging mit seinem Bruder Ferdinand nach Dresden und Paris und war in seinen letzten Jahren Zeichen- und Sprachlehrer in Berlin. Olivier malte in klassizistischem Stil Porträts, die die Dargestellten häufig in altdeutscher Tracht zeigen, romantisch-allegorische Bilder und kleinformatige Landschaften.
3) Johann Heinrich Ferdinand, Maler, Zeichner und Grafiker, * Dessau 1. 4. 1785, ✝ München 11. 2. 1841, Bruder von 1) und 2); kam während seines Studiums in Dresden (1804-06; Kopien nach Claude Lorrain und J. van Ruisdael) in Berührung mit C. D. Friedrich und der Kunst P. O. Runges. 1807-10 hielt er sich mit seinem Bruder Heinrich in Paris auf. Seit 1811 in Wien, lernte Olivier hier J. A. Koch und die Kunst der Nazarener kennen und malte Bilder, die klassizistische Landschaftsschilderung mit romantischer Empfindung und frischer Naturbeobachtung verbinden. Wichtig für seine weitere Entwicklung als Landschaftsmaler waren zwei Reisen in das Salzburger Land (1815 und 1817). In München (seit 1830) wurde er Professor für Kunstgeschichte und näherte sich in seinen Landschaftsbildern dem Stil von N. Poussin.
Die Brüder Olivier. Gemälde, Zeichnungen u. Druckgraphik aus der Staatl. Galerie Dessau, hg. v. Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, Ausst.-Kat. (1990).
4) [ɔ'lɪvɪə], Sir (seit 1947) Laurence Kerr, Baron Olivier of Brighton [əv'braɪtn] (seit 1970), britischer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, * Dorking (County Surrey) 22. 5. 1907, ✝ Brighton 11. 7. 1989; Ȋ mit Vivien Leigh (1940-61) und seit 1961 mit Joan Plowright. Wurde 1937 Ensemble-Mitglied des Old Vic, dessen Kodirektor er 1944-49 war; 1962-73 Direktor des National Theatre, London. Olivier zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des englischen Theaterlebens. Die Spannweite seiner schauspielerischen Darstellungskraft umfasste klassische und moderne, komische und tragische Rollen. Weltberühmt wurde Olivier als Darsteller shakespearescher Figuren, z. B. als Richard III. (1955 auch im Film), Hamlet (1948 auch im Film; Regisseur beider Filme), Macbeth, Lear u. a.; arbeitete auch für das Fernsehen.
Weitere Filme: Darsteller: Rebecca (1940); Lord Nelsons letzte Liebe (Lady Hamilton, 1941); Heinrich V. (1944; auch Regie); Der Prinz und die Tänzerin (1957; auch Regie); Der Komödiant (The entertainer, 1960); Die Kraft und die Herrlichkeit (1961); Mord mit kleinen Fehlern (Sleuth, 1973); Der Marathon-Mann (1976); The Jazz Singer (1980); Wildgänse 2 (1985).
D. Spoto: Sir L. O. (a. d. Amerikan., 1992).
Universal-Lexikon. 2012.