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Ossietzky
Ossiẹtzky,
 
Carl von, Publizist, * Hamburg 3. 10. 1889, ✝ Berlin 4. 5. 1938; Ȋ mit der britischen Frauenrechtlerin und Pazifistin Maud Hester Litchfield-Woods (* 1888, ✝ 1974); arbeitete u. a. als Sekretär von L. Quidde für die Deutsche Friedensgesellschaft. 1922-24 war er Redakteur an der »Berliner Volks-Zeitung«, 1924-26 bei den Zeitschriften »Das Tage-Buch« und »Montag Morgen«; ab 1926 Mitarbeiter und nach S. Jacobsohns Tod Redakteur und Herausgeber der Weltbühne. Mit seinem publizistischen Schaffen attackierte er Monarchie, Bürokratie und Militarisierung und erwies sich als entschiedener Vertreter einer republikanischen Gesinnung und der parlamentarischen Demokratie. Im »Weltbühnen-Prozess« 1931 wurde er wegen »Landesverrats« und »Verrats militärischer Geheimnisse« zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, weil die »Weltbühne« die geheime, gegen den Versailler Vertrag verstoßende Aufrüstung der Reichswehr aufgedeckt hatte; 1932 aufgrund einer Amnestie freigelassen. Am Ende der Weimarer Republik befürwortete Ossietzky ein Zusammengehen aller antifaschistischen Kräfte, v. a. von SPD und KPD. 1933 wurde er nach dem Reichstagsbrand verhaftet und 1934 in das KZ Esterwegen (bei Papenburg) gebracht. 1936 erhielt er den Friedensnobelpreis für 1935. Der nach weltweiten Protesten aus dem KZ freigelassene Ossietzky starb an den Folgen der Haft.
 
1980/81 wurde der Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg gestiftet. Der Friedensrat der DDR verlieh (seit 1963) die Carl-von-Ossietzky-Medaille; eine gleichnamige Auszeichnung vergibt die Liga für Menschenrechte.
 
Ausgaben: Rechenschaft. Publizistik aus den Jahren 1913-33, herausgegeben von B. Frei (Neuausgabe 1984); 227 Tage im Gefängnis. Briefe, Dokumente, Texte, herausgegeben von S. Berkholz (1988).
 
Literatur:
 
C. v. O. Republikaner ohne Republik, hg. v. H. Donat u. a. (1986);
 G. Kraiker u. E. Suhr: C. v. O. (1994);
 W. von Sternburg: »Es ist eine unheiml. Stimmung in Deutschland«. C. v. O. u. seine Zeit (1996).

Universal-Lexikon. 2012.