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Reichenbach
I
Reichenbach,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Reichenbach, Gemeinde im Landkreis Cham, Bayern, 1 200 Einwohner
 
Stadtbild:
 
Ehemalige Benediktinerabtei (1118 gegründet), deren Kirche äußerlich weitgehend im romanischen Zustand mit zwei Türmen erhalten ist, innen wurde sie farbenprächtig barockisiert (1738-41; Hochaltar von 1750). Im Klostertrakt (17. Jahrhundert) Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder.
 
 2) Reichenbach, ehemaliges Benediktinerkloster (1082 gestiftet) in Klosterreichenbach, Gemeinde Baiersbronn, Baden-Württemberg; von der alten Klosterkirche (entstanden 1082-85) sind nur wenige Bauteile erhalten, Ende des 12. Jahrhunderts wurde der Chor verlängert, im 13. Jahrhundert der Westfront ein Paradies vorgelegt; die Türme wurden erst 1894-98 errichtet. Von den Klostergebäuden sind ein Teil des Westflügels, Badhaus und Turm erhalten.
 
 3) Reichenbach (Eulengebirge), polnisch Dzierżoniów [dʑɛr'ʒɔnjuf], 1945-46 Rychbach ['rix-], Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien (bis 1998 Stadt in der aufgelösten Woiwodschaft Wałbrzych [Waldenburg]), Polen, 275 m über dem Meeresspiegel, im Vorland des Eulengebirges, 38 400 Einwohner; Textilmaschinen-, Radiogerätebau, Baumwollverarbeitung, Bekleidungs-, Holzindustrie.
 
Geschichte:
 
1250 als Stadt gegründet; 1945 kam R. unter polnischer Verwaltung, die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt.
 
 4) Reichenbach/Vogtland, Stadt im Vogtlandkreis, Sachsen, 395 m über dem Meeresspiegel, im unteren (nördlichen) Vogtland, seit 1997 Große Kreisstadt, 24 600 Einwohner; Bereiche der Westsächsischen Hochschule Zwickau; Neuberinhaus und -museum erinnern an Friederike Caroline Neuber; klein- und mittelständische Betriebe, besonders des Metall- und Textilgewerbes; Ansichtskartenverlag.
 
Stadtbild:
 
Barocke Stadtkirche (1720) mit Silbermann-Orgel (1723-25); Trinitatiskirche (17./18. Jahrhundert) mit spätgotischem Schnitzaltar (2. Hälfte 15. Jahrhundert), Wasserturm (1926 im Bauhausstil errichtet).
 
Geschichte:
 
Neben dem kurz vor 1200 gegründeten Waldhufendorf Oberreichenbach wurde um 1240 die 1271 als Stadt bezeugte Siedlung Reichenbach planmäßig angelegt. Die verkehrsgünstige Lage an der Handelsstraße Leipzig - Dresden förderte ihre wirtschaftliche Entwicklung zu einem Zentrum des Tuchhandels und der Tuchmacherei, die v. a. im 17. Jahrhundert florierte. Reichenbach war 1952-94 Kreisstadt.
 
II
Reichenbach,
 
1) Carl Ludwig Freiherr von (seit 1839), Chemiker und Naturphilosoph, * Stuttgart 12. 2. 1788, ✝ Leipzig 19. 1. 1869; arbeitete über Eisenverhüttung, Holzkohlegewinnung, Geologie und Meteoriten; isolierte Paraffin, Naphthalen, Kreosot u. a. aus dem Holzteer; begründete eine philosophische Lehre, nach der das Leben durch eine dem Magnetismus ähnelnde »Od-Kraft« gelenkt wird.
 
 2) Georg von, Mechaniker und Ingenieur, * Durlach (heute zu Karlsruhe) 24. 8. 1771, ✝ München 21. 5. 1826; baute 1802 eine Kreisteilmaschine, gründete 1809 mit J. von Utzschneider und J. Fraunhofer eine optische Anstalt in Benediktbeuern; entwickelte den Theodoliten in seiner modernen Form sowie so genannte Wassersäulenmaschinen (Wasserdruckmotoren) zur Überwindung von Höhenunterschieden beim Bau der Soleleitungen Reichenhall-Rosenheim (1810) und Berchtesgaden-Reichenhall (1817).
 
 3) Hans Friedrich Herbert Günther, amerikanischer Wissenschaftstheoretiker deutscher Herkunft, * Hamburg 26. 9. 1891, ✝ Los Angeles (Calif.) 9. 4. 1953; 1926-33 Professor in Berlin, ab 1933 in Istanbul, ab 1938 an der University of California in Los Angeles. Reichenbach war einer der prominentesten Vertreter des logischen Empirismus, zu dessen Verbreitung in Deutschland er nachhaltig beitrug. Seine frühen Arbeiten galten v. a. der philosophischen Aufarbeitung der Relativitätstheorie (»Relativitätstheorie und Erkenntnis a priori«, 1920), besonders der kantischen Lehre vom synthetischen Apriori und den damit verbundenen Fragen nach dem Wesen von Raum und Zeit (»Philosophie der Raum-Zeit-Lehre«, 1928). Reichenbach formulierte eine Axiomatik der Relativitätstheorie (»Axiomatik der relativistischen Raum-Zeit-Lehre«, 1924), in der er auch seine Theorie der äquivalenten Beschreibungen in kritischer Auseinandersetzung mit dem Konventionalismus von P. Duhem und H. Poincaré entwickelte. »Experience and prediction« (1938) beschäftigte sich mit dem Induktionsproblem; insbesondere gab Reichenbach hier eine pragmatische Rechtfertigung der Induktion und unterschied zwischen Begründungs- und Entdeckungszusammenhang. Weite Verbreitung fand »The rise of scientific philosophy« (1951), worin Reichenbach auch ethische Fragen behandelte.
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, herausgegeben von A. Kamlah u. a., auf 9 Bände berechnet (1977 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.