Sismondi
[sismɔ̃'di], Jean Charles Léonard Simonde de [si'mɔ̃d də], schweizerischer Volkswirtschaftler und Historiker, * Genf 9. 5. 1773, ✝ ebenda 25. 6. 1842. Sismondi, zunächst Anhänger, dann Kritiker des englischen Liberalismus und der klassischen Nationalökonomie, gilt als einer der ersten »Krisentheoretiker«. Die Ursachen der Krisen sah er in der ungleichen Einkommensverteilung, hervorgerufen durch Versagen des Wettbewerbs, und die daraus folgende ungenügende Entlohnung der Arbeiter (Unterkonsumtionstheorie). Zur Behebung dieser Missstände forderte er staatliche Interventionen zum Schutz der Arbeiter sowie zur Regelung von Produktion und Verteilung, jedoch keine Kollektivierung der Produktionsmittel. Seine »Theorie der Wirtschaftsbilanz« wird als Vorläufer der Analyse des Wirtschaftskreislaufs angesehen. In seinen historischen Werken stellte er u. a. die mittelalterlichen Stadtrepubliken als vorbildlich dar und beeinflusste damit die politischen Führer des italienischen Risorgimento.
Werke: De la richesse commerciale, 2 Bände (1803); Histoire des Français, 31 Bände (1821-44); Études sur l'économie politique, 2 Bände (1837-38).
Henry Thornton (1760-1815) - Jeremy Bentham (1748-1832) - James Lauderdale (1759-1839) - Simonde de S. (1773-1842), hg. v. M. Blaug (Aldershot 1991).
Universal-Lexikon. 2012.