Virginal
[v-], Dietrichepos aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts; früher »Dietrichs erste Ausfahrt«, »Dietrich und seine Gesellen« oder »Dietrichs Drachenkämpfe« genannt. In der Fassung »h« hat Virginal einen Umfang von 1 097 Strophen im dreizehnzeiligen so genannten Berner Ton. Thema der in mehreren Fassungen überlieferten und stofflich wiederholt erweiterten Dichtung ist die erste Ausfahrt des jungen Dietrich von Bern in die von Riesen, Zwergen und Drachen bevölkerte Alpenwelt und seine Hilfeleistung für die Zwergenkönigin Virginal, die er in einer der Fassungen auch heiratet.
Ausgabe: Deutsches Heldenbuch, Band 5: Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenzelau, herausgegeben von J. Zupitza (1870, Nachdruck 1968).
R. Wisniewski: Mittelalterl. Dietrichdichtung (1986).
Virginal
[v-; Herkunft unsicher, vielleicht von lateinisch virga »Stab«, im Sinne von »Docke«] das, -s, -e, eine im 16. und 17. Jahrhundert verbreitete Kleinform der Kielinstrumente, im Unterschied zum Spinett in länglich rechteckiger Kastenbauweise mit einspringender Klaviatur an der vorderen Längsseite. Die mechanische Anlage ist im Wesentlichen gleichartig mit der des italienischen Spinetts. Der Tonumfang beträgt selten mehr als vier Oktaven (mit kurzer Oktave). Bis um 1600 hatten sich in den Niederlanden zwei Virginaltypen mit unterschiedlicher Klangcharakteristik entwickelt, wobei die Platzierung der Klaviatur im rechten oder linken Bereich der Klaviaturwand eine Rolle spielt. Bei der Platzierung links reißen die Springer die Saiten (v. a. im Bass) nahe am linken Steg; es entsteht ein heller, silbriger Klang. Bei nach rechts verschobener Klaviatur werden die Saiten nahezu in der Mitte angerissen, dies ergibt einen vollen, dunklen Ton. - Seit etwa 1580 sind aus den Niederlanden mehrere Doppelvirginale erhalten. Dabei handelt es sich um Instrumente, in deren Gehäuse zwei separate Virginale untergebracht sind, ein Achtfußvirginal (»Mutter«) und ein Vierfußvirginal (»Kind«). Beide konnten entweder getrennt oder aber übereinander gesetzt gespielt werden, wobei durch Schlitze im Boden des Vierfußinstruments dessen Springer vom unteren Manual aus angeregt werden konnten; dies erlaubte einen raschen Wechsel kontrastierender Klangfarben.
* * *
Vir|gi|nal, das; -s, -e [engl. virginal, zu: virginal = jungfräulich (< mfrz. virginal < lat. virginalis, ↑virginal), viell. weil das Instrument von jungen Mädchen gespielt wurde]: (im 16./17. Jh. bes. in England verbreitetes) kleines Kielinstrument.
Universal-Lexikon. 2012.