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Wackenroder
Wạckenroder,
 
1) Heinrich Wilhelm Ferdinand, Pharmazeut und Chemiker, * Burgdorf 8. 3. 1798, ✝ Jena 4. 9. 1854; ab 1828 Professor der Pharmazie in Jena. Wackenroder isolierte 1832 erstmals Carotin (aus Karotten). In einem durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in wässrige Schwefeldioxidlösung gewonnenen Reaktionsgemisch (Wackenroder-Lösung) entdeckte er 1845 die Polythionsäuren (Schwefelverbindungen).
 
 2) Wilhelm Heinrich, Schriftsteller, * Berlin 13. 7. 1773, ✝ ebenda 13. 2. 1798; trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften in den preußischen Staatsdienst ein. Wackenroder war befreundet mit L. Tieck; beide unternahmen im Sommer 1793 vom Studienort Erlangen aus Wanderungen durch Franken, auf denen sie sich für altdeutsche Baukunst, Malerei und die Natur begeisterten. In Zusammenarbeit mit Tieck (von diesem herausgegeben) entstanden die »Phantasien über die Kunst. ..« (1799) und v. a. die »Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders« (1796/97). Diese Künstlernovellen (»Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger«) sowie Aufsätze, Verse und literarische Prosa haben, wie auch der mit Tieck geplante und von diesem weitergeführte Roman »Franz Sternbalds Wanderungen« (2 Bände, 1798), die frühe deutsche Romantik wesentlich beeinflusst und auch darüber hinaus gewirkt (z. B. auf die Malerei der Nazarener). Seine weiteren Schriften (u. a. Reisebriefe) zeigen ihn als scharf beobachtenden, kritischen und dabei humorvollen Autor. Wackenroders eigentliches Ziel war nicht nur Kunstandacht, sondern eine Verschmelzung von Kunst und Religion.
 
Ausgaben: Werke und Briefe, herausgegeben von G. Heinrich (Neuausgabe 1984); Sämtliche Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe, herausgegeben von S. Vietta u. a., 2 Bände (1991).
 
Literatur:
 
M. Bollacher: W. u. die Kunstauffassung der frühen Romantik (1983);
 R. Köhler: Poet. Text u. Kunstbegriff bei W. H. W. (1990);
 D. Kemper: Sprache der Dichtung. W. H. W. im Kontext der Spätaufklärung (1993).
 

Universal-Lexikon. 2012.