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Weliko Tarnowo
Welịko Tạrnowo,
 
Velịko Tărnovo [v- 'tarnovo], bis 1965 Tạrnowo, Tărnovo, Tirnowo ['tər-], Hauptstadt des Gebietes Weliko Tarnowo im Norden Bulgariens, 224 m über dem Meeresspiegel, am Nordhang des Balkangebirges, an der hier tief eingeschnittenen Jantra (rechter Nebenfluss der Donau), 67 500 Einwohner; Universität (seit 1971), Museen; Holz-, Textil-, Nahrungsmittel- und Elektroindustrie; Fremdenverkehr.
 
Stadtbild:
 
Rekonstruiert sind Teile der Festungsmauern (12.-13. Jahrhundert) auf dem Zarewez. Im Inneren der Anlage (100 000 m2) wurden die Fundamente des Palastkomplexes der Zaren auf einer 6 000 m2 großen Terrasse und des Patriarchensitzes, dessen Kathedrale 1981 rekonstruiert wurde, Grundmauern von weiteren 22 Kirchen (zum Teil 6. Jahrhundert) u. a. Gebäuden ausgegraben sowie alte Siedlungsspuren festgestellt. Die mittelalterliche Stadt entwickelte sich um den Zarewez und den Trapesiza (Adelssitz). Einige der durch Erdbeben zerstörten alten Kirchen von Weliko Tarnowo wurden wieder aufgebaut, 1981 die Demetrioskirche (1185-87), 1978 die Petrus- und Pauluskirche, eine Kreuzkuppelkirche des 13. Jahrhunderts (West- und Süd-Galerie 16. Jahrhundert); die kleine Georgskirche (Anfang 17. Jahrhundert) wurde gesichert. Der Klosterkomplex der Vierzig Märtyrer, im 14. Jahrhundert teilweise zerstört, wurde später in ein Derwischkloster umgewandelt, das Katholikon (Klosterkirche), erbaut um 1230, Westbau vor 1250 (Esonarthex; mit Memorialsäulen), ist heute Moschee. Einige der zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Fresken der Kirchen sind ins Museum von Weliko Tarnowo übertragen. Aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts besitzt die Stadt u. a. mehrere Bauten von N. Fitschew.
 
Geschichte:
 
Weliko Tarnowo, schon in der Antike und unter byzantinischer Herrschaft (11./12. Jahrhundert) eine wichtige Festung, wurde 1185 Hauptstadt des 2. Bulgarischen Reiches und Sitz des bulgarischen Patriarchen (bis 1572). Obwohl es nach der osmanischen Eroberung 1393 an Bedeutung verlor, war es ein wichtiges Zentrum antitürkischer Aufstände (1598, 1686, 1862). 1879 tagte hier die verfassunggebende Versammlung des Fürstentums Bulgarien.

Universal-Lexikon. 2012.