Jụng|gram|ma|ti|ker 〈Pl.〉 sprachwissenschaftl. Richtung um 1900, die mit naturwissenschaftl. Methoden arbeitete u. verschiedene neue Lautgesetze entdeckte
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Junggrammatiker,
sprachwissenschaftliche Schule, die um 1875 in Leipzig gegründet wurde (daher auch Leipziger Schule). Zu den Junggrammatikern gehörten v. a. H. Osthoff, K. Brugmann, H. Paul, K. Verner, A. Leskien, B. Delbrück, E. Sievers, W. Braune, W. Streitberg, O. Behaghel und W. Scherer. Die Junggrammatiker vertraten eine positivistische Sprachauffassung, indem sie Sprache zum Gegenstand naturwissenschaftlicher (auf physiologischen und phonetischen Fakten gegründet) Analyse machten. Als wichtigste Beschreibungsebene galt den Junggrammatikern die Lautebene (also nicht die inhaltliche Seite der Sprache). Ziel war die Beschreibung des historischen Sprachwandels, zentrale These zu dessen Erklärung die Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze (Ausnahmen wurden durch Analogiebildung erklärt). Als Verdienst der Junggrammatiker gilt die Erarbeitung einer differenzierten Methodik im Rahmen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft, Kritik an der junggrammatischen Schule richtete sich besonders gegen die Beschränkung auf die lautliche Ebene in der Sprachbeschreibung, die einseitige Betonung der historischen und die Vernachlässigung der synchronen Komponente sowie gegen die Analyse sprachlicher Einzelvorgänge unter Ausschluss systemhafter Zusammenhänge. - Grundlegend wurde der von K. Brugmann und B. Delbrück verfasste »Grundriß der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen« (1893-1900, 5 Bände, Nachdruck 1967).
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Jụng|gram|ma|ti|ker, der <meist Pl.> (Sprachw.): Vertreter einer Gruppe von Sprachwissenschaftlern (um 1900), die sich mit historisch-vergleichender Sprachwissenschaft u. historischer Grammatik, bes. Laut- u. Formenlehre, befassten und die Entwicklung der Sprache unter dem Aspekt mechanischer Gesetzmäßigkeit u. der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze betrachteten.
Universal-Lexikon. 2012.