Kos|mo|go|nie 〈f. 19〉 Lehre von der Entstehung des Kosmos [<zu grch. kosmos „Ordnung, Schmuck, Weltall“ + gonos „Geburt“]
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Kos|mo|go|nie, die; -, -n [griech. kosmogoni̓a] (Fachspr.):
Lehre von der Entstehung u. der Entwicklung des Weltalls sowie der Himmelskörper u. aller anderen kosmischen Objekte in ihm.
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Kosmogonie
[griechisch »Weltentstehung«] die, -/...'ni |en, ursprüngliche Bezeichnung für die Lehre von der Entstehung der Welt nach mythischer Auffassung sowie für den Mythos, der von der Weltentstehung berichtet.
In der heutigen Astronomie wird unter Kosmogonie die Lehre von der Entstehung der Himmelskörper verstanden, speziell die Kosmogonie des Sonnensystems und seiner Mitglieder (Planetenentstehung), die Kosmogonie der Sterne und Sterngruppierungen (Sternentwicklung) sowie die Kosmogonie der Sternsysteme (Sternsysteme) einschließlich des Milchstraßensystems; häufig ist auch die Entwicklung dieser Objekte Gegenstand der Kosmogonie. Struktur und Entwicklung der Welt als Ganzes werden im Rahmen der Kosmologie behandelt.
In der Religions- und Philosophiegeschichte gehören Kosmogonie als Lehre von den Anfängen und Eschatologie als Lehre von den »letzten Dingen« zusammen. Kosmogon. Mythen sind bei nahezu allen Völkern anzutreffen. Die Zeugnisse aus der prähistorischen Zeit deuten darauf hin, dass die damaligen Menschen sich eng mit der übermächtigen Natur verbunden fühlten. In den Mythen Mesopotamiens beginnt der Werdeprozess mit der geschlechtlichen Vereinigung von Erde und Ozean (Sumer) oder von Süßwasser- und Salzwasserozean (Babylon), in Ägypten durch das Auftauchen eines Urhügels, von Urei oder Urlotos aus dem Urwasser Nun oder durch Selbstbegattung anfänglicher Kräfte. Die Herleitung allen Anfangs aus generativen Prozessen der chaotischen Natur behielten die Hochreligionen bei. Daneben aber war im Lauf der Zeit das Bewusstsein der Menschen gewachsen, eine Sonderrolle in der Welt zu spielen. In den Hochkulturen spiegelt sich dieses Bewusstsein in der Entstehung der Polytheismen mit »menschenartigen« Göttern. Zwar sind auch sie aus den anfänglichen Zeugungen hervorgegangen (Theogonie), aber danach sind sie es, die das Werk der Schöpfung in die Hand nehmen und unter großen Mühen und in gewaltigen Kämpfen aus dem vorgefundenen Chaos einen Kosmos, eine geordnete Welt, machen. Das geschieht durch erste Unterscheidungen (z. B. »oberes« und »unteres Wasser«; »festes Land« und »Wasser«; »Tag« und »Nacht«), durch Arbeit (z. B. durch Töpfern oder die Arbeit des Bauern) und das magische Wort. Der Beginn der Ordnung ist nur durch Bezwingung oder Tötung der elterlichen Chaoskräfte (»Urmord«; Kultur als »Schuld« oder Verlust der naturalen Unschuld) möglich. - Die Erschaffung des Menschen durch die Götter wird dabei immer als das kunstvollste Werk geschildert.
Für die griechischen Philosophen war der Begriff des Anfangs aller Dinge seit den Vorsokratikern von zentraler Bedeutung. Im Gegensatz zu ihren Vorstellungen von der Entwicklung der Welt aus einem nicht weiter ableitbaren Urstoff (Arche) steht die Anschauung von der Schöpfung aus dem Nichts (Creatio ex nihilo).
In den Universalreligionen, die um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends (in China, Indien, Israel) entstanden sind, kommt die Vorstellung des Personalen endgültig zum Durchbruch. Die Frage nach dem Woher und Wohin wird in Bezug auf das »Ich« in zweifacher Weise beantwortet: In den monistischen Religionen Indiens und Chinas (aber auch in der vorsokratischen Philosophie, bald auch im Hellenismus) tritt die personale Gottesvorstellung zurück, das »Selbst« ist allein in dieser Welt und kann nur Hilfe von sich selbst erwarten (Selbsterlösung); es muss erkennen, dass - so z. B. in den Upanishaden - das Atman (das Selbst) aus dem Brahman (dem unpersönlichen »göttlichen« Weltganzen) kommt oder - so im Buddhismus - nur aus der Kombination verschiedener (unpersönlicher) Daseinsfaktoren gebildet ist und dann Wege finden muss, die leidvolle persönliche Existenz aufzuheben zur Vereinigung mit dem Weltganzen: Das Atman muss Brahman (Upanishaden) oder Dao (Tao) werden (Taoismus), sich ins Nirvana aufheben (Buddhismus) oder mit dem (unpersönlichen) Göttlichen eins werden (Hellenismus). Die kosmogon. Vorstellungen haben gemeinsam, dass »alles« aus der Bewegung unpersönlicher Kräfte entstanden ist und - nach einem leidvollen Zustand der Pluralität, Individualität und der damit erfahrenen Zweiheit und Divergenz - wieder zur unpersönlichen Einheit geführt werden muss; für das im Mittelpunkt der Frage stehende »Selbst« gibt es nur resignative Antworten.
Einen entgegengesetzten Weg zeigen die kosmogon. Vorstellungen des in Israel in der Exilszeit (6./5. Jahrhundert v. Chr.) entstandenen und später von Christentum und Islam übernommenen Monotheismus. Oberster Bezugspunkt ist die eine, universal gültige Personalität Gottes. Schon im älteren Schöpfungsbericht (1. Mose 2) wird Gott nicht theogonisch hergeleitet, er ist einfach da, für seine Erschaffung des Menschen und des Paradieses wird aber noch eine konturlose, chaotische Anfangsmaterie vorausgesetzt. Im jüngeren Schöpfungsbericht (1. Mose 1) schließlich erschafft Gott - durch sein Wort - auch das anfängliche Chaos (Wasser, Finsternis, Tohuwabohu), das er in einem Sechstagewerk zum Kosmos gestaltet. Der Mensch ist Höhepunkt und Ziel des Schöpfungswerkes, von Gott als sein »Ebenbild« (Imago Dei) geschaffen und mit dem Auftrag über alle anderen Geschöpfe gesetzt, die Schöpfung verantwortlich zu gebrauchen und zu bewahren.
Die Schöpfungsmythen. Ägypter, Sumerer, Hurriter, Hethiter, Kanaaniter u. Israeliten, bearb. v. M. Eliade (a. d. Frz., 1964;
U. Mann: Schöpfungsmythen (1982);
K.-H. Ohlig: Die Welt ist Gottes Schöpfung. Kosmos u. Mensch in Religion, Philosophie u. Naturwiss.en (1984);
A. Ganoczy: Schöpfungslehre (21987);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
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Kos|mo|go|nie, die; -, -n [griech. kosmogonía] (Fachspr.): Lehre von der Entstehung u. der Entwicklung des Weltalls sowie der Himmelskörper u. aller anderen kosmischen Objekte in ihm.
Universal-Lexikon. 2012.