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Di|ver|gẹnz 〈[ -vɛr-] f. 20〉 Ggs Konvergenz
1. Auseinanderstreben
[<frz. divergence „Verschiedenheit“]
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Di|ver|gẹnz, die; -, -en:
1. (bildungsspr.) das Auseinanderstreben, Auseinandergehen [von Meinungen, Zielen o. Ä.]:
politische, weltanschauliche -en;
die D. der Zielvorstellungen;
es gab große -en in, zwischen den Auffassungen der einzelnen Parteien.
2. (Math.) (von Zahlenreihen) das Auseinanderstreben ins Unendliche.
3. (Physik) das Auseinandergehen von Lichtstrahlen.
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I Divergenz,
bei Bildschirmen eine Abweichung von den vorgesehenen Bildeigenschaften. Eine geometrische Divergenz liegt z. B. vor, wenn die Bildränder nicht genau rechtwinklig bzw. nicht genau parallel zueinander liegen. Als Divergenz wird auch das direkte Gegenteil der Konvergenz bezeichnet, also das Auseinanderlaufen der drei Elektronenstrahlen bei Farbmonitoren.
II
Divergẹnz
[zu mittellateinisch divergere »auseinander streben«] die, -/-en,
2) Botanik: Divergẹnzwinkel, bei zerstreuter Blattstellung der Winkel zwischen den Mittelrippen zweier aufeinander folgender Blätter.
3) Evolutionsbiologie: das allmähliche, durch Selektion verursachte Abweichen systematischer Einheiten von der ursprünglich gemeinsamen Stammform (evolutive Divergenz).
4) Genetik: Grad der Unterschiedlichkeit im Erbgefüge bei nahe verwandten Organismen. Starke Divergenz ist eine wirksame Kreuzungsbarriere zwischen zwei Populationen, die dadurch als zwei Arten gekennzeichnet werden.
5) Mathematik: 1) in der Analysis Bezeichnung für das Nichtvorhandensein von Grenzwerten bei Folgen und Reihen (divergente Folgen beziehungsweise Reihen) im Gegensatz zur Konvergenz; 2) in der Vektoranalysis Bezeichnung für eine Funktion der Ortskoordinaten (Funktionszeichen div), die in jedem Raumpunkt (Ortsvektor r) den Vektoren eines Vektorfeldes v (r) einen skalaren Größenwert div v zuordnet. Speziell in einem kartesischen Koordinatensystem (mit den Ortskoordinaten x, y, z) gilt:
wobei vx, vy, vz die Komponenten des Vektorfeldes sind. Die Divergenz gibt die Ergiebigkeit einer in einem Feld vorhandenen Quelle (z. B. einer Ladung in einem elektrischen Feld) an; in quellenlosen Feldern ist sie stets gleich null.
6) Medizin: ein- oder beidseitige, nach außen gerichtete Abweichung der Augenachsen (Verbindungslinie zwischen Blickpunkt und der Stelle des schärfsten Sehens im Auge) von der normalen Parallellage (Schielen). Als Divergenzreaktion wird das Auseinanderweichen der bei Nahsicht in Konvergenz befindlichen Augenachsen bezeichnet, das als natürliche Reaktion (mit gleichzeitiger Pupillenerweiterung) beim Wechsel von Nah- auf Fernsicht eintritt.
7) Meereskunde: Auseinanderströmen einer Oberflächenströmung; zur Kompensation steigt meist kaltes und nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe auf (Auftrieb).
8) Meteorologie: Auseinanderströmen des horizontalen Windes; führt wegen des Prinzips der Massenerhaltung zu vertikalen, absinkenden und mit Wolkenauflösung verbundenen Luftbewegungen.
9) Physik: das Auseinanderlaufen von Strahlenbündeln, besonders von parallelen Lichtstrahlen nach dem Durchgang durch eine Zerstreuungslinse (Linse).
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Di|ver|gẹnz, die; -, -en: 1. (bildungsspr.) das Auseinanderstreben, Auseinandergehen [von Meinungen, Zielen o. Ä.]: die D. der Linien; die politischen, weltanschaulichen und wirtschaftlichen -en bleiben (Dönhoff, Ära 185); Strukturelle Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten und -en in den wirtschaftspolitischen Zielvorstellungen ... waren Realitäten (W. Brandt, Begegnungen 322); es gab große -en in, zwischen den Auffassungen der einzelnen Parteien. 2. (Math.) (von Zahlenreihen) das Auseinanderstreben ins Unendliche. 3. (Bot.) Winkel zwischen zwei aufeinander folgenden Blättern bei wechselständiger Blattstellung. 4. (Physik) das Auseinandergehen von Lichtstrahlen. 5. (Meeresk.) das Auseinandertreiben von Meeresströmungen an der Oberfläche.
Universal-Lexikon. 2012.