Akademik

Puritaner
Pu|ri|ta|ner 〈m. 3
1. Vertreter, Anhänger des Puritanismus
2. 〈fig.〉 sittenstrenger Mensch

* * *

Pu|ri|ta|ner, der; -s, - [engl. puritan, eigtl. = Reiniger; auf Reinheit Bedachter, zu: purity < afrz. pur(e)té < spätlat. puritas, zu lat. purus, pur]:
a) Anhänger des Puritanismus;
b) (oft abwertend) sittenstrenger Mensch.

* * *

Puritaner
 
[englisch, zu spätlateinisch puritas »Reinheit«], Bezeichnung für die Anhänger der theologischen Protest- und Reformbewegung innerhalb der Kirche von England, die sich, stark kalvinistisch geprägt, seit den 60er-Jahren des 16. Jahrhunderts gegen katholisierende Tendenzen (u. a. Liturgie und episkopale Kirchenverfassung) in der anglikanischen Kirche wandte. Bedeutendster geistiger Führer der frühen Puritaner war T. Cartwright, der sich seit 1569 für die Einführung einer presbyterianischen Verfassung einsetzte. 1583 begann die harte Verfolgung und Bestrafung der Puritaner als Dissenters durch die »High Commission«, einen eigenen, unter Elisabeth I. geschaffenen Gerichtshof. Seit dem 17. Jahrhundert galten als Puritaner alle Protestanten, die sich gegen die absolutistische Herrschaft der Stuarts und den Episkopalismus richteten und für die Parlamentsfreiheit eintraten; im weiteren Sinn wurden jene als Puritaner bezeichnet, die sich - unabhängig von ihrer politischen Gesinnung - einer sittenstrengen, am Biblizismus ausgerichteten Lebensführung verschrieben (Puritanismus). Von den presbyterianischen Puritanern grenzte sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts die radikalere Richtung der Independenten ab, die sowohl die presbyterianischen als auch die episkopale Kirchenverfassung ablehnte (Kongregationalismus). Unter dem Druck staatlicher und kirchlicher Verfolgung setzten seit 1620 die Auswanderungswellen in die Niederlande und nach Nordamerika ein, wo besonders an der Massachusetts Bay streng theokratisch organisierte (kongregationistische) Siedlungen entstanden. Mit dem Sieg O. Cromwells erlangten die Puritaner die politischer und religiöse Herrschaft in England. Durch radikale Maßnahmen versuchten sie die kirchliche und gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern (Abschaffung des Common Prayer Book und des Bischofsamts, Vertreibung der anglikanischen Pfarrer aus ihren Gemeinden, Entfernung der Orgeln aus den Kirchen, Schließung der Theater). Nach der Restauration der Stuarts wurden die Puritaner ihrerseits rigoros aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt, erlangten jedoch 1689 durch die Toleranzakte die Anerkennung als religiöse Gemeinschaft, der die Abhaltung eigener Gottesdienste gestattet wurde, wodurch ihre weitere Existenz in England endgültig gesichert war.
 
Literatur:
 
E. Dowden: Puritan and Anglican. Studies in literature (London 1900, Nachdr. Freeport, N. Y., 1967);
 J. Marlow: The Puritan tradition in English life (London 1956);
 W. Haller: The rise of Puritanism (New York 31957);
 
The constitutional documents of the Puritan revolution 1625-1660, hg. v. S. R. Gardiner (Oxford 31962, Nachdr. ebd. 1979);
 L. L. Schücking: Die puritan. Familie in literar-soziolog. Sicht (Bern 21964);
 J. S. Coolidge: The Pauline Renaissance in England. Puritanism and the Bible (New York 1970);
 P. S. Seaver: The Puritan lectureships. The politics of religious dissent 1560-1662 (Stanford, Calif., 1970).
 

* * *

Pu|ri|ta|ner, der; -s, - [engl. puritan, eigtl. = Reiniger; auf Reinheit Bedachter, zu: purity < afrz. pur(e)té < spätlat. puritas, ↑Purität]: a) Anhänger des Puritanismus; b) (oft abwertend) sittenstrenger Mensch: kein P. sein; gutwillige P. roter od. schwarzer Einfärbung (Spiegel 51, 1975, 28).

Universal-Lexikon. 2012.