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Shortstory

 

['ʃɔːt'stɔːrɪ; englisch »Kurzgeschichte«] die, -/-s, Short Story, Gattung der amerikanischen und englischen Literatur, die sich im 19. Jahrhundert v. a. in den USA herausbildete, formal und inhaltlich weniger eng definiert als die deutsche Kurzgeschichte, mit der sie jedoch wesentliche Merkmale teilt. Kurzformen des Erzählens sind seit den Anfängen der Literaturgeschichte bekannt, z. B. Märchen, Fabel, Anekdote, Skizze, Essay, Novelle, Kurzroman; sie wurden zum konstitutiven Bestandteil von Zyklen (G. Chaucer, »The Canterbury tales«, entstanden 1387-1400) und später in den im angelsächsischen Sprachraum bis ins 19. Jahrhundert dominierenden Roman integriert (D. Defoe, L. Sterne). Als Begründer der eigenständigen Gattung Shortstory gelten v. a. W. Irving, E. A. Poe und N. Hawthorne; zu ihrer raschen Beliebtheit führte auch die durch den hohen Entwicklungsstand des Zeitschriftenwesens in den USA bedingte Rezeption durch ein Massenpublikum. Die erste Theorie der neuen Gattung lieferte Poe in seiner Besprechung von Hawthornes »Twice-told tales« (erweiterte Fassung 1842), in der er forderte, die Shortstory müsse alle Details einem zentralen Effekt unterordnen und mittels des Besonderen das Alltägliche erhellen; auch müsse ihre Lektüre in begrenzter Zeit abschließbar sein. Nach Poes »Tales of the grotesque and arabesque« (2 Bände, 1840) haben die meisten bedeutenden amerikanischen Autoren des 19. Jahrhunderts Shortstorys geschrieben, so H. Melville, Mark Twain, H. James, S. Crane, O. Henry. In der Folge spiegelten sich die Entwicklungen der Literaturgeschichte auch in dieser Gattung, z. B. bei S. Anderson, E. Hemingway, W. Faulkner und F. S. Fitzgerald in den USA, bei J. Conrad, R. Kipling, Virginia Woolf und D. H. Lawrence in England sowie bei J. Joyce. In jüngerer Zeit fanden ethnische Perspektiven Ausdruck in den Shortstorys der jüdisch-amerikanischen Autoren (B. Malamud, S. Bellow, P. Roth, auch I. B. Singer), in der afroamerikanischen Literatur (R. Wright, J. Baldwin, R. W. Ellison, Alice Walker) sowie im Literaturschaffen von Autoren indianischer Herkunft (N. S. Momaday, L. M. Silko). Die in allen Bereichen der Literatur verstärkt Darstellung findende »weibliche Sicht« (Carson McCullers, Flannery O'Connor, Joyce Carol Oates) hat in die Gattung ebenso Eingang gefunden wie postmoderne Erzählformen (J. Barth, D. Barthelme, R. Coover, T. Pynchon); daneben lebt die realistisch erzählte Shortstory fort (J. Updike; R. Carver; J. Cheever).

 

Überaus häufig wird die Gattung seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch in England (G. Greene, A. Sillitoe, Doris Lessing, V. S. Pritchett) und Irland (S. O'Faoláin, L. O'Flaherty, F. O'Connor) sowie in den sich etablierenden Literaturen englischer Sprache in Australien, Neuseeland, Kanada, der Karibik, Indien und Afrika verwendet. - V. a. unter dem Einfluss Poes hatte die Shortstory große Wirkung auch in Frankreich (G. de Maupassant, H. de Balzac), Russland (A. P. Tschechow) und Italien (C. Pavese, A. Moravia).

 

Literatur:

 

R. B. West: The short story in America: 1900-1950 (Chicago, Ill., 1952, Nachdr. New York 1979);

 

Die amerikan. Kurzgeschichte, hg. v. K. H. Göller u. a. (1972, Nachdr. 1981);

 

Die amerikan. Short Story. Theorie u. Entwicklung, hg. v. H. Bungert (1972);

 P. Freese: Die amerikan. Kurzgeschichte nach 1945 (1974);

 S. O'Faoláin: The short story (Old Greenwich, Conn., ⁴1974);

 H. Bonheim: The narrative modes. Techniques of the short story (Cambridge 1982);

 K. Lubbers: Typologie der Short story (²1989);

 

Die engl. u. amerikan. Kurzgeschichte, hg. v. K. Lubbers: (1990);

 

The African American short story 1970 to 1990, hg. v. W. Karrer u. a. (Trier 1993);

 V. Shaw: The short story. A critical introduction (Neudr. (London 1995);

 G. Ahrends: Die amerikan. Kurzgeschichte (³1996).