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Skaldendichtung
Skạl|den|dich|tung 〈f. 20; unz.; Lit.〉 Dichtung der Skalden (Preislieder, kunstvolle Stegreifdichtungen)

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Skạl|den|dich|tung, die (Literaturwiss.):
durch kunstvolle metrische Formen u. Verwendung eines eigenen dichterischen Vokabulars gekennzeichnete, im MA. bes. an den norwegischen Höfen vorgetragene altnordische Dichtung, die u. a. Preislieder auf historische Personen od. Ereignisse umfasst.

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Skạldendichtung,
 
in der altnordischen Literatur die nichtepische strophische Dichtung der Skalden. Sie umfasst Preis-, Schmäh- und Liebesdichtung und erlebte in den Fürstenpreisliedern der Wikingerzeit, im 9.-11. Jahrhundert, ihre Blüte. Metrik und Stil der Skaldendichtung sind charakterisiert durch ein hochkompliziertes artistisches System von Silbenzählung, Stabreim, Binnenreim, besonderen Zäsurgesetzen und oft mehrgliedrigen poetischen Umschreibungen (Kenning), deren Bildung und Entschlüsselung die genaue Kenntnis der heidnischen Mythologie voraussetzt. Hauptmetrum ist das Dróttkvætt (»Hofton«), die skaldische Großform das Fürstenpreislied (Drápa). Im Unterschied zu den anonym überlieferten Liedern der Edda können die meisten Skaldengedichte namentlich bekannten Dichtern zugeordnet werden. Die Skaldendichtung entstand in Norwegen, nach der norwegischen Besiedlung Islands sind fast nur noch isländische Skalden bekannt. Die älteste überlieferte Dichtung ist die »Ragnarsdrápa« des Norwegers Bragi (um 850), die bereits alle grundlegenden formalen Elemente der Skaldendichtung aufweist. Neben dem Fürstenpreis dichteten die Skalden auch über ganz persönliches Erleben, so u. a. in der leidenschaftlichen Liebeslyrik (Kormákr Ögmundarson, 10. Jahrhundert) und Totenklage (Egill Skallagrímsson). Persönliche Bekenntnisse zu verschiedenen Themen finden sich v. a. in »losen Strophen« (Lausavísur).
 
Nach der Christianisierung (Ende 10./Anfang 11. Jahrhundert) lebte die Skaldendichtung ungebrochen fort und bewahrte damit die Kenntnis heidnisch-mythologische Stoffe und Figuren (Snorri Sturluson). In Gedichten rein christlicher Thematik (Christus-, Marien-, Heiligendichtung) wurden die traditionellen metrischen Formen zurückhaltend eingesetzt; Sprache und Stil strebten nach Einfachheit und Klarheit des Ausdrucks, die Drápa wurde in den Dienst christlicher Verkündigung gestellt.
 
Neben der edd. Dichtung und der Saga gehört die Skaldendichtung zu den genuinen literarischen Schöpfungen des norwegisch-isländischen Kulturkreises. Einzelne Elemente des kunstvollen skaldischen Stils sind noch heute in der isländischen Volksdichtung (Rímur) lebendig.
 
Die Forschungsgeschichte der Skaldendichtung setzte mit Snorri Sturluson ein, der im 13. Jahrhundert eine die Kenninge deutende Poetik der Skaldendichtung (»Prosa-Edda«, Edda) schrieb.
 
Literatur:
 
J. de Vries: Altgerman. Literaturgesch., 2 Bde. (21964-67);
 E. O. G. Turville Petre: Scaldic poetry (Oxford 1976);
 G. Kreutzer: Die Dichtungslehre der Skalden (21977);
 K. von See: S. Eine Einf. (1980);
 A. Krause: Die Dichtung des Eyvindr Skáldaspillir (1990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Sagas und Skaldendichtung: Wegmarken skandinavischer Literatur im Mittelalter
 

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Skạl|den|dich|tung, die <o. Pl.> (Literaturw.): durch kunstvolle metrische Formen u. Verwendung eines eigenen dichterischen Vokabulars gekennzeichnete, im MA. bes. an den norwegischen Höfen vorgetragene altnordische Dichtung, die u. a. Preislieder auf historische Personen od. Ereignisse umfasst.

Universal-Lexikon. 2012.